Für Claudia K., 44, war ihre Mietwohnung im dritten Stock eines unscheinbaren Mehrfamilienhauses in Leipzig mehr als nur ein Dach über dem Kopf. „Hier habe ich meine Katze aus dem Tierheim geholt, meine Nichte zum ersten Schultag geschminkt, und hier stand der Weihnachtsbaum jedes Jahr am selben Platz“, erzählt sie. Doch im Frühjahr stand plötzlich ein Schreiben der Hausverwaltung in ihrem Briefkasten – und mit ihm der Anfang vom Ende.

Die Erhöhung, die alles veränderte

Die Miete sollte ab Mai um 70 Euro steigen. „Für viele klingt das vielleicht nicht nach viel. Aber wenn man schon jeden Monat rechnen muss, ist das wie ein Berg, den man nicht erklimmen kann“, sagt Claudia, die als Teilzeitkraft in einer Bäckerei arbeitet. Ihr Nettolohn: 1.150 Euro. Nach Strom, Lebensmitteln und Fahrkarten blieb kaum etwas übrig.

Keine Ausnahme, keine Gnade

Claudia bat um eine Ratenzahlung oder eine spätere Anpassung. Die Antwort der Verwaltung: gesetzlich zulässig, also keine Ausnahmen. Zwei Monate später folgte die Kündigung wegen Mietrückstand – 140 Euro fehlten inzwischen. „Es ging alles so schnell. Erst dachte ich, das wird sich klären. Und plötzlich stand der Gerichtsvollzieher vor der Tür.“

Zwischen Couch und Behörde

Seitdem schläft Claudia mal bei Freunden, mal bei ihrer Schwester auf der Couch. „Das Schlimmste ist nicht die fehlende Privatsphäre, sondern das Gefühl, dass man nicht dazugehört, dass man keinen festen Ort mehr hat.“ Wohnungssuche gestaltet sich schwierig: steigende Mieten, hohe Kautionen, und die Tatsache, dass sie nun einen „negativen Eintrag“ im Mietverhältnis hat.

Ein wachsendes Problem

Claudias Fall ist kein Einzelfall. Laut Mieterbund verlieren immer mehr Menschen ihre Wohnung, weil selbst moderate Erhöhungen für Haushalte mit geringem Einkommen untragbar werden. Die Debatte um bezahlbaren Wohnraum bekommt durch solche Geschichten ein Gesicht – und eine dringende Dringlichkeit.

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