Ich hätte nie gedacht, dass mir das passiert. Burnout – das war für mich immer etwas, das anderen zustößt. Menschen, die „nicht stark genug“ sind, die zu viel jammern oder sich einfach nicht gut organisieren können. Ich war immer das Gegenteil: ehrgeizig, zuverlässig, jemand, auf den man sich verlassen kann. Und genau das war mein Problem.


Immer weiter, immer schneller

Ich arbeite in einem Bürojob, eigentlich kein schlechter Job. Gute Bezahlung, nette Kollegen, flexible Arbeitszeiten – zumindest auf dem Papier. In der Realität bedeutete das: ständig erreichbar sein, auch abends und am Wochenende Mails beantworten, Deadlines verschieben, Projekte übernehmen, die eigentlich gar nicht in meinem Aufgabenbereich lagen. Ich wollte zeigen, dass ich alles schaffe. Dass ich unersetzlich bin.

Mit der Zeit verschwammen die Grenzen zwischen Arbeit und Leben. Mein Handy vibrierte beim Abendessen, mein Laptop stand immer griffbereit. „Nur noch schnell diese eine Präsentation“, dachte ich oft – und saß dann doch wieder bis Mitternacht da.


Die ersten Warnsignale

Irgendwann fing ich an, schlechter zu schlafen. Ich lag nachts wach, das Herz raste, im Kopf kreisten To-do-Listen. Morgens war ich wie betäubt, aber ich zwang mich, weiterzumachen. Ich redete mir ein, dass das „nur Stressphasen“ seien – die gehen ja wieder vorbei.

Doch sie gingen nicht vorbei. Ich wurde gereizt, weinte ohne Grund, vergaß Dinge, die ich früher mühelos geschafft hatte. An manchen Tagen starrte ich minutenlang auf den Bildschirm und wusste nicht, wo ich anfangen sollte.


Der Zusammenbruch

Eines Morgens saß ich im Auto auf dem Weg zur Arbeit – und konnte plötzlich nicht mehr. Meine Hände zitterten, mir wurde schwindelig, ich bekam keine Luft. Ich musste rechts ranfahren. In diesem Moment wusste ich: Es geht nicht mehr. Ich rief meinen Chef an und sagte mit gebrochener Stimme, dass ich krank bin.

Die Ärztin diagnostizierte Burnout. „Sie haben sich völlig überarbeitet“, sagte sie. „Ihr Körper zieht jetzt die Notbremse.“ Ich fühlte mich schuldig, als hätte ich versagt. Aber gleichzeitig auch erleichtert, endlich nicht mehr funktionieren zu müssen.


Der Weg zurück

Seitdem bin ich in Therapie und habe gelernt, dass Burnout keine Schwäche ist, sondern ein Warnsignal. Ich lerne, Grenzen zu setzen, Nein zu sagen, Pausen zuzulassen. Ich gehe wieder spazieren, lese Bücher, die nichts mit Arbeit zu tun haben.

Mein Job? Ich bin noch dort angestellt, aber nicht mehr dieselbe. Ich beantworte keine Mails mehr nach 18 Uhr, ich lasse Aufgaben liegen, wenn ich merke, dass es zu viel wird. Und das Erstaunliche ist: Die Welt geht nicht unter.


Was ich gelernt habe

Ich bin 33 Jahre alt und habe begriffen, dass Leistung nicht alles ist. Erfolg ist schön – aber nicht, wenn man dafür seine Gesundheit opfert. Burnout ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von zu viel Stärke, zu lange aufrechterhalten.

Heute weiß ich: Wer ständig funktioniert, verliert irgendwann sich selbst. Und kein Job der Welt ist das wert.

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