Hamburg. Für Marie (40) ist Einkaufen längst keine Freude mehr – es ist eine Notwendigkeit. „Ich schaue nur noch auf den Preis. Wenn es billiger geht, greife ich zu“, sagt sie. Lebensmittel, Kleidung, Haushaltswaren – alles wird nach einem Kriterium ausgewählt: dem niedrigsten Preis.
Ein Alltag voller Sparstrategien
Marie lebt allein, arbeitet als Büroassistentin und hat ein mittleres Einkommen. „Ich habe gelernt, dass man mit Bedacht einkaufen muss. Jeder Euro zählt“, erklärt sie. In ihrem Einkaufswagen landen oft Eigenmarken statt Markenprodukte, Angebote und Aktionen werden akribisch geplant.
„Es ist nicht so, dass ich es genießen könnte, ich tue es, weil es sein muss. Sonst reicht das Geld nicht“, sagt Marie. Für sie ist der Sparmodus ein Lebensstil geworden, der Freiheit einschränkt. „Man verzichtet auf kleine Freuden, aber man überlebt.“
Psychologische Belastung durch Preisdruck
Psychologen warnen, dass ein ständiges Sparen und der Fokus auf den niedrigsten Preis die Lebensqualität beeinträchtigen kann. Dr. Julia Neumann, Sozialpsychologin, erklärt: „Wer permanent auf Preise achtet, erlebt Konsum als Stress und nicht als Freude. Das kann zu Frustration und sozialer Isolation führen, weil Aktivitäten und Angebote, die Geld kosten, gemieden werden.“
Marie bestätigt diese Erfahrung: „Ich gehe nicht oft aus, vermeide Restaurants und Kino, weil es einfach zu teuer ist. Meine Freizeit wird sehr eingeschränkt.“
Gesellschaftlicher Spiegel
Marie's Verhalten ist kein Einzelfall. Laut Studien achten immer mehr Menschen trotz Vollzeitjob darauf, möglichst günstig zu konsumieren. Die Gründe reichen von stagnierenden Löhnen über steigende Lebenshaltungskosten bis hin zu einem allgemeinen Gefühl finanzieller Unsicherheit.
„Ich wünschte, ich könnte mir öfter etwas gönnen“, sagt Marie. „Aber im Moment geht es einfach nicht. Man lebt von Angebot zu Angebot, von Rabatt zu Rabatt. Das ist ermüdend, aber nötig.“
Zwischen Sparsamkeit und Überleben
Für Marie ist der Alltag ein ständiger Balanceakt. Sie weiß, dass sie durch kluges Einkaufen über die Runden kommt, fühlt sich aber eingeschränkt. „Ich habe gelernt, dass Geld knapp ist, aber manchmal vermisse ich das Gefühl, unbeschwert einkaufen zu können.“
Ihr Fall zeigt, wie stark wirtschaftliche Zwänge den Alltag prägen können – und dass der niedrigste Preis oft über Lebensqualität entscheidet.
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