Seit über fünf Jahren arbeitet Petra M., 55 Jahre alt, an der Supermarktkasse in einer mitteldeutschen Kleinstadt. Tag für Tag begrüßt sie Kundinnen und Kunden, scannt Waren über das Band und lächelt – doch ihr Lächeln sieht niemand. Denn seit Beginn der Corona-Pandemie trägt Petra ununterbrochen eine Maske. Bis heute.
Für viele Menschen ist der Alltag längst zur „alten Normalität“ zurückgekehrt. Maskenpflicht, Abstandsregeln und Tests gehören der Vergangenheit an. Doch für Petra ist das Virus nie wirklich verschwunden. „Ich habe einfach zu viel Angst“, sagt sie leise. „Ich sehe jeden Tag so viele Menschen – ich weiß nie, wer krank ist. Ich kann es mir nicht leisten, wochenlang auszufallen.“
Petra gehört keiner offiziellen Risikogruppe an, aber sie hat in der Pandemie Schlimmes erlebt: Zwei enge Kolleginnen erkrankten schwer, eine von ihnen kämpft bis heute mit Long Covid. Seitdem hat sich in ihr etwas verändert. Die Maske ist für sie zu einer Art Schutzschild geworden – nicht nur gegen das Virus, sondern auch gegen die Angst.
Ihre Kolleginnen und Kollegen respektieren ihre Entscheidung, auch wenn manche es nicht verstehen. „Manchmal werde ich schief angeschaut oder gefragt, ob ich das nicht übertreibe“, erzählt sie. „Aber für mich ist es wichtig, mich sicher zu fühlen. Und solange das so ist, bleibt die Maske auf.“
Auch wenn Petra sich impfen ließ und die Zahlen sinken, bleibt ihre Sorge bestehen. „Corona ist nicht weg“, sagt sie. „Und solange Menschen krank werden, bleibe ich vorsichtig.“
Für Petra bedeutet die Maske heute mehr als nur Schutz – sie ist Symbol einer Zeit, die sie geprägt hat. Einer Zeit, in der Sicherheit und Vertrauen verloren gingen und jeder seinen eigenen Weg finden musste, damit umzugehen.
Und so sitzt sie weiter an ihrer Kasse, freundlich, ruhig, zuverlässig – und mit Maske.
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