Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Arbeitstage. Ich war 16, frisch aus der Schule, voller Hoffnung. 40 Jahre später habe ich das Gefühl, für ein Leben gearbeitet zu haben, das ich mir nicht einmal im Alter leisten kann.
So wie mir geht es auch Ingrid (67). Ihr Leben war Arbeit. Fleischerei, Krankenschwester, später Verkäuferin im Supermarkt. 45 Jahre Vollzeit. „Rente: 1.094 Euro“, steht in ihrem Bescheid. Ihre Miete liegt bei 890 Euro warm.
„Mir bleibt 200 Euro zum Leben“, sagt sie und lacht kurz – dieses Lachen, das eigentlich Weinen ist.
Sie kauft kein Fleisch mehr, keine frischen Beeren im Sommer, keine Heizung im Bad. Sie duscht kalt im Winter, weil warm „Luxus“ sei.
Was hat diese Frau falsch gemacht? Ganz einfach: Sie hat gelebt in einem Land, das fleißige Menschen im Alter hängen lässt.
Ich selbst rechne inzwischen jeden Monat durch: Medikamente? Weglassen geht nicht. Lebensmittel? Billig, billiger, abgelaufen. Freizeit? Gibt’s nicht.
Wenn ich an meine Zukunft denke, spüre ich Angst. Keine Unsicherheit – echte, körperliche Angst.
Was mich wütend macht?
Dass wir über alles Mögliche diskutieren – aber nicht darüber, warum Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben, am Ende trotzdem arm sind.
Dass Politiker warme Worte finden, aber niemand einmal ehrlich sagt:
„Die Renten reichen nicht. Nicht heute. Nicht morgen. Nicht für Millionen Menschen.“
Rente soll ein Dank sein. Bei uns fühlt sie sich wie eine Strafe an.
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