273.300 Menschen in Berlin leben von Sozialhilfe. Jeanine Lindemann, eine 40-jährige Frau aus Berlin, die ihren 11-jährigen Sohn Jago und die 3-jährige Emilie allein erzieht, lebt seit zehn Jahren von Hartz-IV-Leistungen.
Jeanine Lindemann brüht einen Liter Kaffee nicht in Erwartung von Freunden, sondern aus Sparsamkeit. Sie sollte genug für drei Tage haben. Auf diese Weise spart sie an Lebensmitteln und Papierfiltern. Nach Angaben der Frau spart sie damit 1,50 Euro im Jahr - der Betrag, den sie für die Klassenfahrten ihres Sohnes spart.
Sie kauft auch das billigste Futter für ihren Hund.
Die Frau lebt mit ihren beiden Kindern in einer sauberen und ordentlichen 69 Quadratmeter großen Wohnung. Jeanine hat von Freunden und Verwandten eine Nähmaschine geschenkt bekommen und näht ihre Kleidung selbst. 1,50 € kostet ein Stück.
Sie kauft nie Pizza, Eiscreme oder Süßigkeiten - zu teuer. Dafür sind Großmütter und Großväter da.
Jeanine erzählt, dass sie ständig an allen möglichen Lotterien und Verlosungen teilnimmt, in der Hoffnung, etwas zu gewinnen. Die Frau war überglücklich, als es ihr gelang, Freikarten für das Legoland zu gewinnen. Ihrer Meinung nach hätten sie sich die 13,70 € teuren Tickets niemals leisten können.
Die Frau sagt, sie habe alles versucht, um aus ihrer Situation herauszukommen: Sie sparte Geld, besuchte Fortbildungskurse, suchte einen Job - alles vergeblich.
Nach ihrem Schulabschluss machte sie eine Lehre und arbeitete anschließend in Reinigungsunternehmen, in der Hotel- und Geschäftsreinigung und in Pflegeheimen. Sie spricht fließend Englisch und Spanisch.
Nach Ansicht von Jeanine ist das soziale Unterstützungssystem in Deutschland gut organisiert, aber sie ist mit der Arbeit der inkompetenten Mitarbeiter des Sozialdienstes nicht zufrieden. Ihrer Meinung nach zeigen sie nicht genug Interesse daran, dem Empfänger bei der Arbeitssuche zu helfen.
Das deutsche Sozialsystem steht vor Veränderungen: Die Berliner SPD-Vorsitzende Andrea Nahles hat angekündigt, Hartz IV abschaffen zu wollen, und hat dafür die Unterstützung des Grünen-Chefs Robert Habek erhalten.
Trotz der schwierigen finanziellen Lage hält auch Jeanine selbst die Abschaffung der Sozialhilfe für Arbeitsunwillige für gerecht.
Jeanine erzählt, dass ihr Sohn manchmal alten Menschen hilft, Einkaufstaschen nach Hause zu tragen, und dafür 0,50 oder 1 € erhält.
Im Dezember wird sie endlich eine neue Stelle im Altenheim bekommen, für die sie 10,20 € und ab Januar 11,05 € pro Stunde erhält. Sie wird 30 Stunden pro Woche in diesem Job arbeiten.
Jeanine weiß, dass sie sich einen zweiten Job suchen muss, um kein Hartz IV mehr zu erhalten, aber davor hat sie keine Angst. Um ihrer Kinder willen, sagt sie, muss sie erst einmal aus dieser Armut herauskommen.
Quelle: germania.com
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