Es ist ein kalter Februarmorgen, als wir Oksana (Name geändert) treffen – eine 30-jährige Mutter aus der Ukraine, die vor fast einem Jahr mit ihren beiden Töchtern nach Deutschland geflüchtet ist. Ihr Leben wurde von einem Moment auf den anderen auf den Kopf gestellt, als der Krieg in ihrer Heimat ausbrach. Oksana spricht leise, aber ihre Augen verraten die Last, die sie mit sich trägt.

Flucht aus der Heimat

„Es fühlt sich an, als wäre ich in einem Albtraum gefangen, den ich nicht kontrollieren kann“, sagt sie. Oksana ist eine von Millionen Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, um dem Krieg zu entkommen. „Ich habe alles hinter mir gelassen – unser Zuhause, meine Arbeit, unsere Verwandten und Freunde. Ich hatte keine Wahl“, erklärt sie.

Mit ihren beiden kleinen Töchtern, die damals 6 Jahre und 2 Monate alt waren, floh Oksana über verschiedene Stationen bis nach Deutschland. Der Weg war lang und beschwerlich, geprägt von Unsicherheit und Ängsten. „Es war ein ständiges Umherirren – immer auf der Suche nach Sicherheit und einem Ort, an dem wir in Ruhe leben können“, erinnert sie sich.

Ankunft in Deutschland

Als sie schließlich in Deutschland ankam, war die Erleichterung zunächst groß. Doch schnell musste sie erkennen, dass der Neuanfang in einem fremden Land nicht einfach war. „Sprache und Kultur waren völlig neu für mich. Und alles fühlte sich fremd an“, sagt Oksana. Zunächst fand sie Zuflucht in einer Flüchtlingsunterkunft. Die ersten Wochen waren von Unsicherheit geprägt: Wo werden wir wohnen? Wie können wir uns integrieren? Wo finde ich Arbeit?

Inzwischen lebt sie mit ihren Töchtern in einer kleinen Wohnung in einer deutschen Stadt. Die Kinder sind inzwischen 7 Jahre und 3 Monate alt. Ihre älteste Tochter hat sich schon gut an die neue Umgebung gewöhnt, besucht eine deutsche Schule und spricht immer besser die Sprache. „Es ist eine Erleichterung zu sehen, wie sie sich entwickelt, und gleichzeitig schmerzt es, dass sie die Ukraine und ihre Familie so sehr vermisst“, sagt Oksana.

Das Leben als Mutter im Exil

Die Mutterrolle hat für Oksana eine ganz neue Bedeutung bekommen. Die Sorge um ihre Kinder steht immer im Mittelpunkt ihres Lebens. Es ist nicht nur die Herausforderung, den Alltag zu meistern, sondern auch, den Kindern eine stabile und sichere Umgebung zu bieten – trotz der traumatischen Erfahrungen, die sie durchgemacht haben.

„Meine Tochter fragt oft nach der Ukraine, nach ihren Großeltern, nach ihrem alten Leben. Es bricht mir das Herz, wenn ich ihr keine Antworten geben kann“, gesteht Oksana. Sie versucht, den Kindern so viel Normalität wie möglich zu bieten. „Wir gehen oft in den Park, machen Ausflüge oder kochen zusammen. Diese kleinen Momente sind das, was uns zusammenhält“, erklärt sie.

Die Integration und Herausforderungen

Einen der größten Schritte in der Integration stellte für Oksana der Erlernen der deutschen Sprache dar. Sie besucht einen Sprachkurs, um sich besser verständigen zu können und eine Arbeit zu finden. Doch die Sprachbarriere bleibt eine Herausforderung. „Ich will arbeiten, um unabhängig zu sein und meiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Aber die Sprache macht es schwer“, erklärt sie. Auch die kulturellen Unterschiede sind spürbar: „In der Ukraine war es viel selbstverständlicher, dass man sich gegenseitig hilft. Hier fühlt es sich manchmal so an, als würde jeder in seiner eigenen Welt leben.“

Oksana hat aber auch viele positive Erfahrungen gemacht. „Es gibt so viele hilfsbereite Menschen hier, die uns unterstützen, sei es mit Lebensmitteln, Kleidung oder einfach einem offenen Ohr“, sagt sie. Besonders hervorhebt sie das Engagement der deutschen Behörden und Organisationen, die es Flüchtlingen ermöglichen, schnell zu lernen und sich einzuleben.

Zukunftsperspektiven

Trotz der vielen Herausforderungen blickt Oksana hoffnungsvoll in die Zukunft. „Ich träume davon, dass meine Kinder eine gute Ausbildung bekommen und dass wir irgendwann ein normales Leben führen können. Ich will ihnen zeigen, dass auch nach den schlimmsten Zeiten Hoffnung und ein neuer Anfang möglich sind“, sagt sie mit einem kleinen Lächeln.

Sie ist sich bewusst, dass ihr Weg noch lange nicht zu Ende ist. Aber sie hat gelernt, dass ihre Stärke in der Liebe zu ihren Kindern liegt und in ihrer unerschütterlichen Hoffnung auf eine bessere Zukunft. „Jeder Tag bringt neue Herausforderungen, aber auch neue Chancen“, schließt sie.

In einem fremden Land, nach einer Flucht aus einem zerstörten Zuhause, hat Oksana eine neue Familie in sich selbst gefunden – in der Liebe zu ihren Kindern und der Hoffnung auf ein besseres Leben.

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