Arbeiten? Nicht mit Jochen. Der 49-jährige lebt ein Leben, das man wohlwollend als „unkonventionell“ bezeichnen könnte – andere würden es eher als selbstverschuldetes Chaos beschreiben. Statt einer geregelten Tätigkeit geht Jochen seiner ganz eigenen Lebensphilosophie nach: Er lebt von Tag zu Tag, macht sich nichts aus Verpflichtungen – und noch weniger aus Rechnungen. Die bleiben bei ihm grundsätzlich ungeöffnet. Ordnung? Fehlanzeige. In seiner kleinen Wohnung türmen sich Müllsäcke, alte Zeitungen, leere Flaschen und Krimskrams, den er nach eigenen Angaben „vielleicht nochmal gebrauchen“ könnte.
Während der Großteil der Gesellschaft morgens aufsteht, zur Arbeit geht und sich bemüht, den Alltag zu meistern, beobachtet Jochen lieber das Treiben von der Seitenlinie. Andere schuften – Jochen hält die Hand auf. Vom Staat, von Bekannten, von Hilfsorganisationen. Dass er das System ausnutzt? Das sieht er ganz anders. Er sagt: „Ich hab das Recht, so zu leben. Ich tue ja niemandem weh.“
Der Betreuer – ein persönlicher Butler?
Besonders kurios wird es, wenn man sich Jochen’s Verhältnis zu seinem gesetzlich bestellten Betreuer ansieht. Dieser ist ein ehrenamtlicher Rechtsanwalt, der vom Gericht eingesetzt wurde, um Jochen dabei zu helfen, wieder Struktur in sein Leben zu bringen. Doch Jochen hat da seine ganz eigene Vorstellung: Für ihn ist der Betreuer kein Unterstützer – sondern eine Art persönlicher Butler. Termine wahrnehmen, Formulare ausfüllen, Papierkram erledigen?
„Dafür hab ich doch den Typen“, sagt Jochen trocken.
Was für den Betreuer eine ehrenwerte Aufgabe ist, gerät so zur Farce. Immer wieder versucht er, Jochen zu motivieren, ihn zum Mitmachen zu bewegen. Doch der winkt nur ab. Warum sich um Behördenkram kümmern, wenn man jemanden hat, der das alles übernimmt? Es ist ein absurdes Verhältnis, bei dem einer Verantwortung tragen soll – und der andere nichts davon hören will.
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