Am 12. Januar 1967 schrieb der US-Amerikaner James Bedford Geschichte: Als erster Mensch ließ er sich nach seinem Tod kryokonservieren – also mit flüssigem Stickstoff eingefroren – in der Hoffnung, in einer technologisch fortgeschritteneren Zukunft wieder zum Leben erweckt zu werden. Heute, Jahrzehnte später, liegt sein Körper noch immer in einem Stahlzylinder, gut gekühlt auf rund minus 196 Grad Celsius. Bedford war ein Pionier einer Idee, die sich seitdem weltweit verbreitet hat: die Kryonik.

Die Idee hinter der Kryonik

Die Kryonik basiert auf der Annahme, dass der Tod – zumindest in bestimmten Fällen – nicht absolut sein muss, sondern als „temporärer Zustand“ betrachtet werden kann. Wenn ein Mensch an einer heute unheilbaren Krankheit stirbt, könnten zukünftige medizinische Durchbrüche, etwa im Bereich der Nanotechnologie, der Zellregeneration oder der künstlichen Intelligenz, es möglich machen, den Körper zu reparieren und das Leben fortzusetzen.

Derzeit lassen sich Menschen direkt nach dem klinischen Tod möglichst schnell einfrieren – ein Prozess, der sogenannte „Vitrifikation“ nutzt, um die Bildung zerstörerischer Eiskristalle in Zellen zu verhindern. Weltweit gibt es mehrere Unternehmen, unter anderem in den USA und Russland, die diese Dienstleistung anbieten. Schätzungsweise 500 Personen sind bislang eingefroren worden, Tausende weitere haben Verträge abgeschlossen, um nach ihrem Tod konserviert zu werden.

Wissenschaft oder Science-Fiction?

Die zentrale Frage bleibt: Kann der "Tag X", an dem Kryoniker wieder zum Leben erweckt werden, jemals kommen?

Derzeit ist die Wiederbelebung eingefrorener Menschen reine Science-Fiction. Es gibt keine Technologie, die es erlaubt, einen komplett eingefrorenen menschlichen Körper ohne schwere Schäden aufzutauen – geschweige denn ihn ins Leben zurückzuholen. Selbst bei kleineren Geweben oder Organen stellt das kontrollierte Auftauen ein massives Problem dar. Hinzu kommt: Viele der eingefrorenen Körper stammen aus einer Zeit, in der die heutigen Konservierungsmethoden noch nicht ausgereift waren – auch James Bedford wurde mit frühen, wenig erprobten Techniken behandelt.

Wissenschaftler*innen aus Bereichen wie der Kryobiologie oder regenerativen Medizin beobachten die Kryonik meist mit Skepsis. Aus ihrer Sicht fehlt nicht nur die technische Machbarkeit, sondern auch eine klare Definition, was „Wiederbelebung“ überhaupt bedeuten würde: Ist es ein Rückkehr zur alten Persönlichkeit und zum Bewusstsein? Oder lediglich die Reaktivierung eines Körpers mit einem neuen Gedächtnis?

Hoffnung auf die Ewigkeit – oder moderne Form der Grabstätte?

Trotz aller Zweifel investieren Menschen weiterhin in die Kryonik – aus Hoffnung, Neugier, Verzweiflung oder der Angst vor dem Tod. Manche betrachten die tiefgekühlten Körper als eine Art Zeitkapsel, andere als ein Symbol des menschlichen Fortschrittswillens. Kritiker hingegen bezeichnen sie als „moderne Mumien“, konserviert mehr für den Glauben als für die Wissenschaft.

Fazit

Ob James Bedford eines Tages aufwacht, ist ungewiss – und aus heutiger Sicht unwahrscheinlich. Doch seine Entscheidung hat eine Diskussion angestoßen, die bis heute nicht verstummt ist: Was ist der Tod? Und wie weit darf oder sollte der Mensch gehen, um ihn zu überwinden? Vielleicht ist die Kryonik heute keine Lösung – aber sie zwingt uns, über die Zukunft des Lebens und Sterbens neu nachzudenken.

Das könnte Sie auch interessieren: