Ich hätte nie gedacht, dass ich so einen Satz mal schreiben würde: Mein Sohn ist vier Jahre alt – und kann immer noch nicht sprechen. Keine richtigen Worte, keine Sätze, kein „Mama, ich hab dich lieb“ – nichts davon. Nur Laute, manchmal Wut, manchmal Lachen, aber eben keine Sprache. Und das tut weh. Jeden Tag ein bisschen.
Ich habe lange gezögert, das überhaupt laut auszusprechen. Vielleicht, weil ich Angst hatte, dass es dann wirklich wahr ist. Oder weil ich nicht wollte, dass andere Mütter mich mitleidig ansehen. Ich weiß, jedes Kind entwickelt sich anders – aber irgendwann kommt eben doch der Moment, wo man merkt: Das ist nicht mehr „nur ein bisschen spät dran“. Da stimmt etwas nicht.
Die täglichen Zweifel
Ich frage mich ständig: Habe ich etwas falsch gemacht? Hätte ich früher etwas merken müssen? Habe ich ihm nicht genug vorgelesen, nicht genug mit ihm gesprochen, irgendetwas übersehen?
Natürlich sagen viele gut gemeint: „Ach, das kommt schon noch.“ Oder: „Jungs sind oft langsamer.“ Aber wenn man sein eigenes Kind anschaut, sieht wie es sich abmüht, wie es sich nicht ausdrücken kann, obwohl es doch so viel zu sagen hätte – dann reicht so ein Satz nicht mehr.
Die Suche nach Antworten
Wir waren beim Kinderarzt, beim HNO, bei der Logopädin. Alles nach und nach. Und jedes Mal hatte ich die Hoffnung, dass jemand sagen würde: „Ach, das ist nichts Schlimmes, das wird schon.“ Aber so einfach war es leider nicht. Die Logopädin meinte, wir sollten frühzeitig üben, regelmäßig kommen, ganz spielerisch – aber konsequent. Und ja, es hilft. Langsam. In kleinen Schritten.
Manchmal macht er neue Laute. Oder zeigt auf etwas und versucht es zu benennen. Und wenn ich dann sehe, wie sehr er sich freut, wenn ich ihn verstehe – dann weiß ich: Wir kommen schon irgendwo an. Aber es ist ein langer Weg.
Was mir geholfen hat
Am meisten hat mir geholfen, mit anderen Müttern zu sprechen, denen es ähnlich geht. Denn wenn man in so einer Situation ist, fühlt man sich oft allein. Vor allem, wenn alle anderen Kinder im Kindergarten schon erzählen, was sie am Wochenende gemacht haben – und mein Kind daneben sitzt und einfach nur zuhört. Oder stumm bleibt.
Ich habe auch gelernt, dass es okay ist, traurig zu sein. Oder wütend. Oder einfach nur müde. Diese Gefühle gehören dazu. Und sie bedeuten nicht, dass man eine schlechte Mutter ist. Im Gegenteil: Sie zeigen nur, wie sehr man sein Kind liebt und wie sehr man sich wünscht, dass es ihm gut geht.
Mein Fazit
Ich weiß nicht, wann mein Sohn sprechen wird. Vielleicht morgen. Vielleicht erst in einem Jahr. Vielleicht nie so wie andere Kinder. Aber ich weiß, dass er fühlt, denkt, liebt – auf seine Weise. Und ich werde ihn auf diesem Weg begleiten, mit allem, was ich habe. Mit Geduld, mit Hoffnung, mit Liebe.
An alle Mamas, die sich ähnlich fühlen: Ihr seid nicht allein. Und nein – ihr macht nichts falsch.
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