Für viele Familien ist der Wocheneinkauf ein normaler Teil des Alltags. Für Anna und Mark T., beide Anfang 30, verheiratet, mit einem siebenjährigen Sohn, ist jeder Einkauf eine stille Herausforderung. Ihr Budget: 14 Euro pro Einkauf – oft für mehrere Tage. Ein Leben unter der finanziellen Lupe.
„Wir kaufen nur, was wir wirklich brauchen“
Mark arbeitet als Paketzusteller auf Teilzeit, Anna kümmert sich zu Hause um Haushalt und Kind, da sie aus gesundheitlichen Gründen aktuell nicht arbeiten kann. Insgesamt kommen im Monat etwa 1.100 Euro zusammen – inklusive Kindergeld. Nach Abzug von Miete, Strom und Fixkosten bleiben manchmal nur 150 bis 200 Euro für Essen und Alltag.
„Wenn wir einkaufen gehen, haben wir einen Taschenrechner dabei“, sagt Anna. „Ein Joghurt zu viel kann bedeuten, dass wir dann auf Nudeln verzichten müssen.“ Der Einkaufszettel ist streng geplant, Sonderangebote werden vorab studiert. Fleisch? Nur wenn es stark reduziert ist. Obst? Meist Äpfel oder Bananen, weil die am ergiebigsten sind.
Ein Kind, das mitrechnet
Auch Sohn Tim merkt, dass Geld ein Dauerthema ist. „Er fragt manchmal im Supermarkt: ‚Mama, haben wir genug Geld dafür?‘ Das zerreißt mir das Herz“, erzählt Anna. Geburtstagsgeschenke für Freunde oder eine Kugel Eis unterwegs? Fast immer ein Nein.
Dabei wollen die Eltern nicht jammern – sie kämpfen. „Wir kochen alles selbst, wir verschwenden nichts, und wir bringen unserem Sohn bei, wie wichtig es ist, achtsam mit allem umzugehen.“
Gesundheitliche und soziale Folgen
Doch das Leben mit so wenig Geld hat Folgen. Gesunde Ernährung, ausgewogene Mahlzeiten, Abwechslung – all das ist mit 14 Euro kaum möglich. „Oft essen wir zwei Tage lang Nudeln mit Ketchup. Ich sage dann, das sei Tims Lieblingsessen. Er soll es nicht merken, wie knapp es ist.“
Auch sozial ist die Lage schwierig: Einladungen zu Kindergeburtstagen, Schulprojekte, neue Schuhe – vieles ist eine Belastung. „Es sind nicht die großen Dinge, sondern die vielen kleinen, die wehtun.“
Unterstützung bleibt oft aus
Zwar beantragt das Paar regelmäßig Zuschüsse – etwa für Schulmaterial oder Mittagessen in der Schule – doch die bürokratischen Hürden seien hoch. „Man muss kämpfen, bitten, erklären – und oft kommt die Hilfe zu spät oder gar nicht.“ Scham spielt ebenfalls eine Rolle. „Wir reden ungern darüber. Wer arm ist, wird oft heimlich verurteilt.“
Ein strukturelles Problem
Familien wie die von Anna und Mark gibt es viele. Laut Sozialverbänden wächst jedes fünfte Kind in Deutschland in Armut auf – trotz Kindergeld, trotz Schulpflicht, trotz Mindestlohn. Das Paar wünscht sich nicht nur finanzielle Hilfe, sondern vor allem Respekt und bessere politische Rahmenbedingungen: bezahlbares Wohnen, kostenlose Schulverpflegung, eine echte Grundsicherung für Kinder.
Fazit
Leben mit 14 Euro pro Einkauf ist kein Versagen – es ist das stille Ergebnis eines Systems, das viele zurücklässt. Anna, Mark und Tim stehen damit nicht allein – aber zu oft unsichtbar. „Wir brauchen keine Luxusgüter“, sagt Mark. „Nur die Sicherheit, dass unser Kind satt und gesund aufwachsen kann.“
Das könnte Sie auch interessieren: