In öffentlichen Diskussionen wird oft angenommen, dass die Generation der Babyboomer – also Menschen, die zwischen ca. 1946 und 1964 geboren wurden – grundsätzlich finanziell abgesichert ist. Viele besitzen Immobilien, haben lange im Berufsleben gestanden und konnten Vermögen aufbauen. Dennoch berichten zahlreiche Babyboomer heute, dass sie sich eher finanziell belastet oder sogar „arm“ fühlen. Wie kommt es zu dieser Diskrepanz?
1. Eigentum bedeutet nicht automatisch finanzielle Freiheit
Viele Babyboomer besitzen zwar Häuser oder Wohnungen, doch diese Immobilien sind häufig mit laufenden Kosten verbunden:
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Hypotheken oder Restschulden,
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steigende Energie- und Heizkosten,
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notwendige Sanierungen (z. B. energetische Modernisierung),
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höhere Grundsteuer oder Versicherungsbeiträge.
Für Menschen im Ruhestand können solche Ausgaben schnell zur Belastung werden, vor allem wenn das verfügbare Einkommen sinkt.
2. Steigende Lebenshaltungskosten
Die Preise für Lebensmittel, Strom, Gesundheit und Dienstleistungen sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Selbst wer Eigentum hat, spürt die Inflation deutlich im Alltag. Viele Rentnerinnen und Rentner müssen jeden Euro zweimal umdrehen.
3. Renten reichen oft nicht aus
Nicht alle Babyboomer haben hohe Rentenansprüche. Gründe dafür sind zum Beispiel:
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längere Phasen der Arbeitslosigkeit,
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Teilzeit aufgrund von Kindererziehung oder Pflegearbeit,
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gering bezahlte Jobs oder Selbstständigkeit ohne ausreichende Altersvorsorge.
Das Resultat: Ein Vermögen in Form einer Immobilie existiert zwar, aber das monatliche Einkommen ist knapp.
4. Belastung durch finanzielle Unterstützung der Familie
Viele Babyboomer unterstützen Kinder oder Enkel finanziell – etwa bei Ausbildung, Miete oder beim Kauf der ersten eigenen Wohnung. Das eigene Budget wird dadurch zusätzlich belastet.
5. Psychologischer Faktor: Unsicherheit statt Wohlstand
Immobilienbesitz ist oft „gebundenes Kapital“. Obwohl auf dem Papier Vermögen existiert, steht dieses nicht als direkt verfügbares Geld zur Verfügung. Das führt zu dem Gefühl, „reich, aber nicht liquide“ zu sein.
Fazit
Die Gleichung „Eigentum = Wohlstand“ stimmt nicht automatisch. Viele Babyboomer befinden sich heute in einem Spannungsfeld zwischen Vermögen, das in Immobilien gebunden ist, und einem knapp kalkulierten monatlichen Einkommen. In Kombination mit steigenden Lebenshaltungskosten und finanzieller Verantwortung für Angehörige fühlen sich manche trotz Eigentum finanziell unsicher.
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