Ich kann die Debatten nicht mehr hören. „Mit Bürgergeld lebt man zu gut.“ „Da wird man ja fürs Nichtstun bezahlt.“
Wer sowas sagt, war noch nie an der Supermarktkasse mit 37,50 Euro für eine Woche Lebensmittel.
Ich kenne Lisa (31), alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Früher Verkäuferin, dann Krankheit, Kündigung, Job weg. Bürgergeld.
Ihr Kühlschrank? Halb leer. Ihre Träume? Eingefroren.
Ihr Alltag? Ein ständiger Kampf, zwischen „Reicht das noch?“ und „Wie erkläre ich meinen Kindern, warum wir uns nichts leisten können?“
Als ihre Tochter zum Kindergeburtstag eingeladen wurde, musste Lisa absagen – sie konnte kein Geschenk kaufen.
Die Kleine weinte, Lisa auch.
Aber das sieht keiner, der im Fernsehen behauptet, dass Menschen „im Bürgergeld baden“.
Oder Mustafa (54). Früher Lagerarbeiter, Bandscheibe ruiniert, Job weg, Bürgergeld.
„Ich will arbeiten“, sagt er immer wieder. „Ich kann nicht schwer heben. Aber leichte Jobs gibt es kaum. Die wollen Perfekte, keine Kaputten.“
Heute lebt er mit Scham, nicht mit Stolz.
Obwohl er nichts falsch gemacht hat.
Und dann sitze ich da, höre die politischen Parolen und denke:
Armut hat viele Gesichter. Faulheit keines davon.
Doch am schlimmsten ist die Unsichtbarkeit. Menschen in Armut leben zwischen Formularen, Vorurteilen, Kontrolle und Rechtfertigung.
Und egal, ob Hartz IV, Bürgergeld oder wie auch immer man es nennt:
Hunger bleibt Hunger. Angst bleibt Angst. Armut bleibt Armut.
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