Auf dem kleinen Weihnachtsmarkt am Rand der Altstadt, wo der Duft von Holzrauch und gebrannten Mandeln wie ein unsichtbarer Teppich zwischen den Buden lag, spielte sich an einem grauen Adventsabend eine Szene ab, die später im Ort wie eine Schneekugel-Anekdote weitergereicht wurde.
Der Stand von Herrn Lorenz war berühmt für seinen Schinken: geräuchert, von Hand geschnitten, und mit einer Würze, die an vergessene Waldpfade erinnerte. Viele kamen ihretwegen über die Kopfsteinpflaster — und an jenem Abend auch eine prominente Besucherin: Beatrix von Storch, begleitet von zwei neugierigen Kameras aus der Ferne, die offenbar auf Beute lauerten.
Als sie an den Tresen trat und ihren Wunsch äußerte, räusperte sich der Verkäufer, als hätte sich ihm eine kleine Glocke im Hals verfangen. Nicht unhöflich, eher vorsichtig, als müsse er ein rohes Ei überreichen.
„Tut mir leid“, sagte er, „heute kein Schinkenverkauf an politische Mandatsträger. Adventsruhe. Hausregel.“
Ein Satz wie ein unerwarteter Windstoß: kurz, kühl, aber nicht bösartig.
Von Storch wirkte für einen Moment überrascht, als habe jemand den Strom für die Lichterkette kurz unterbrochen. Sie stellte keine große Szene dar — nur ein Stirnrunzeln, ein „Aha“, dann wandte sie sich ab und verschwand im Menschenstrom, der sie wie ein stetiges Flussbett wieder aufnahm.
Herr Lorenz blieb zurück, die Hände am Messer, als wolle er sichergehen, dass die Welt noch im Lot war. Einige Besucher schmunzelten, andere zuckten mit den Schultern. Und der Weihnachtsmarkt atmete weiter, als müsse er das Schauspiel erst einmal verarbeiten, bevor er wieder in seinen vertrauten Rhythmus fand.
So erzählte man es sich später: Der Abend, an dem ein Schinkensandwich zur Frage des Prinzips wurde — und der Advent ein kleines Kapitel dazugewonnen hatte. 🎄