Erika, die Eigentümerin der Wohnung, verlangt von Lisa, dass sie sich zur Hälfte an den Nebenkosten beteiligt – also an Strom, Wasser, Heizung, Internet, Müllgebühren und anderen laufenden Kosten des Haushalts. Lisa, die nach einer Trennung wieder zu ihrer Mutter gezogen ist, empfindet diese Forderung als unangemessen. „Meine Mutter hat keine Miete zu zahlen, das ist ihr Eigentum. Und jetzt verlangt sie, dass ich die Hälfte von allem zahle, obwohl ich nur ein Zimmer benutze?“, sagt Lisa.

Für Erika hingegen ist die Sache klar. „Sie ist erwachsen, hat einen Job und lebt hier wie jede andere Mitbewohnerin auch. Warum sollte ich für alles aufkommen? Ich finde es nur fair, dass sie sich beteiligt.“

Der Konflikt wirft eine grundsätzliche Frage auf: Wo endet familiäre Unterstützung, und wo beginnt wirtschaftliche Fairness? Während Erika das Prinzip der Gleichbehandlung betont, fühlt Lisa sich ausgenutzt – nicht zuletzt, weil sie der Meinung ist, dass ihre Mutter durch die Eigentumswohnung ohnehin finanziell im Vorteil sei.

„Sie nennt es gerecht, ich nenne es gierig“, sagt Lisa. „Wenn meine eigene Mutter nicht bereit ist, mir in einer schwierigen Phase entgegenzukommen, wer dann?“

Erika kontert nüchtern: „Ich helfe ihr gerne – sie wohnt schließlich mietfrei. Aber wenn wir beide duschen, heizen, kochen und den Internetanschluss nutzen, dann sollte sie sich auch daran beteiligen.“

Ein Nachbarschaftsmediator, den die Familie vor Kurzem eingeschaltet hat, sieht beide Seiten des Problems: „Viele Familien unterschätzen, wie heikel das Thema Geld im Zusammenleben sein kann – besonders wenn Erwachsene wieder bei ihren Eltern einziehen. Es geht dann nicht nur ums Geld, sondern oft um unausgesprochene Erwartungen, alte Rollenbilder und verletzte Gefühle.“

Lösungen? Möglicherweise ein Kompromiss: etwa eine Pauschale, die Lisa zahlt, statt einer exakten Aufteilung der Nebenkosten. Oder ein offenes Gespräch über finanzielle Möglichkeiten und gegenseitige Erwartungen.

Ob Erika und Lisa eine gemeinsame Linie finden, bleibt offen. Sicher ist nur: Manchmal sind es nicht die großen Lebensfragen, die Familien entzweit – sondern die nächste Heizkostenabrechnung.

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