Michael S., geboren 1981, wuchs bei Adoptiveltern in Süddeutschland auf. Über seine Herkunft wusste er nur Bruchstücke: den Geburtsort, das ungefähre Alter seiner Mutter und ein paar handschriftliche Notizen in seiner Adoptionsakte. Lange Zeit schob er die Suche vor sich her – aus Angst vor Ablehnung, aber auch, weil das Leben mit Beruf, Familie und Alltag wenig Raum für die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit ließ.
Erst während der Pandemie, als er mehr Zeit für sich und seine Gedanken hatte, begann er ernsthaft nachzuforschen. Mit Hilfe eines Ahnenforschungs-Portals, Archivunterlagen und schließlich einem DNA-Test kam er der Wahrheit näher. Die entscheidende Nachricht kam per E-Mail: „Ich glaube, ich bin deine Mutter.“
Das erste Treffen fand in einem kleinen Café statt – neutraler Boden, wie beide es wünschten. Als Michael sie sah, erkannte er sofort die Ähnlichkeit: dieselben Augen, dieselbe Art zu lächeln. Die ersten Minuten waren von Aufregung und vorsichtiger Zurückhaltung geprägt. Dann brach das Eis – ein vorsichtiges Umarmen, Tränen, ein leises „Es tut mir leid“ von ihr, und sein beruhigendes „Es ist alles gut“.
Seine Mutter erzählte, dass sie damals, mit 19 Jahren, unter großem familiären Druck gestanden hatte. Die Adoption sei für sie die einzige Möglichkeit gewesen, ihrem Sohn ein stabiles Leben zu geben. Sie habe jedoch nie aufgehört, an ihn zu denken.
Für Michael ist das Treffen ein neuer Anfang, aber auch eine Reise in unbekanntes Terrain: „Ich weiß nicht, wohin uns das führen wird. Aber ich weiß, dass ich nicht mehr das Gefühl habe, ein Stück von mir fehlt.“
Beide wollen nun Schritt für Schritt eine Beziehung aufbauen – ohne Eile, aber mit Offenheit.
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