Chiang Mai, Thailand – Für viele Schweizer Rentner wird das Leben in der Heimat zur finanziellen Herausforderung. Die steigenden Lebenshaltungskosten, Krankenkassenprämien und Mieten machen es für alleinstehende Pensionierte mit AHV-Mindestrente kaum möglich, ein würdevolles Leben zu führen. Immer mehr Menschen suchen daher ihr Glück im Ausland – so auch Hans Meier*, 71, der seinen Ruhestand seit fünf Jahren in Thailand verbringt.
Leben im Paradies – mit schmalem Budget
1470 Schweizer Franken – das ist der monatliche AHV-Betrag, den Meier erhält. In der Schweiz wäre das kaum genug für Miete und Grundbedarf. In Chiang Mai jedoch reicht es für ein einfaches, aber angenehmes Leben. Für umgerechnet rund 300 Franken mietet er eine kleine Wohnung in einem gepflegten Wohnkomplex mit Garten und Gemeinschaftspool. Für Essen, Transport und sonstige Ausgaben gibt er rund 700 bis 900 Franken im Monat aus – inklusive gelegentlichen Restaurantbesuchen und Ausflügen ins Umland.
„Ich lebe hier bescheiden, aber frei von Sorgen“, sagt Meier. „Ich kann mir frisches Essen leisten, gehe regelmäßig zum Zahnarzt und habe nette Nachbarn – das wäre in Zürich undenkbar mit meinem Budget.“
Warum Thailand?
Thailand ist bei Schweizer Rentnern nicht zufällig beliebt: Das Land bietet ein warmes Klima, eine vergleichsweise niedrige Kriminalitätsrate, günstige medizinische Versorgung und eine stabile Infrastruktur. Besonders Städte wie Chiang Mai oder Hua Hin haben sich in den letzten Jahren zu kleinen „Expat-Oasen“ entwickelt.
Auch das thailändische Visumsystem kommt älteren Ausländern entgegen: Mit einem sogenannten „Retirement Visa“ dürfen über 50-Jährige mit ausreichendem Einkommen dauerhaft im Land bleiben. Die Schweizer AHV gilt bei der thailändischen Einwanderungsbehörde als verlässliche Einkommensquelle.
Kritik und Herausforderungen
Doch das Leben im Ausland ist nicht frei von Herausforderungen. Die Sprachbarriere, kulturelle Unterschiede und die Distanz zur Familie wiegen schwer. Auch bei Krankheit oder im Fall von Pflegebedürftigkeit ist man auf sich allein gestellt – oder auf kostenpflichtige Privatkliniken.
Die Schweizer AHV wird zwar auch ins Ausland ausbezahlt, doch auf freiwillige Ergänzungsleistungen hat man dort keinen Anspruch. „Ich musste lernen, mit dem klarzukommen, was ich habe. Aber es funktioniert – solange ich gesund bleibe“, sagt Meier.
Ein Modell für die Zukunft?
Laut Bundesamt für Sozialversicherungen leben derzeit über 46'000 AHV-Rentner dauerhaft im Ausland – Tendenz steigend. Für viele ist es eine finanzielle Notwendigkeit, für andere ein bewusster Lebensstil. Thailand, Portugal, Spanien und Osteuropa zählen zu den beliebtesten Zielregionen.
Ob dieses Modell für breitere Bevölkerungsschichten tragfähig ist, bleibt umstritten. Klar ist: Für Einzelpersonen mit schmaler Rente und Abenteuerlust kann der Lebensabend in Thailand eine echte Alternative sein.
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