Friedrich wuchs in den 1950er-Jahren in einem kleinen Dorf im Schwarzwald auf. Sein Vater war Landwirt, die Mutter Hausfrau. Schon als Kind war Friedrich anders. Während seine Brüder früh morgens Kühe melkten und später in die Fabrik gingen, blieb er oft zu Hause, las Bücher oder streifte durch die Wälder.

„Ich hab nie verstanden, warum man den ganzen Tag schuften sollte, nur um sich dann abends müde aufs Sofa zu werfen“, erzählt Friedrich mit einem schelmischen Grinsen. Nach der Schule machte er zwar eine Lehre als Schreiner – „weil das damals halt so war“ – aber er brach sie nach einem Jahr ab. „Ich hab gemerkt, das ist nix für mich. Das Leben muss doch mehr bieten als 40 Jahre Arbeit.“

Wie lebt man ohne Arbeit?

Statt zu arbeiten, lebte Friedrich von kleinen Gelegenheiten, Spenden, Tauschgeschäften – und später vom Erbe seiner Eltern. Er baute sich ein kleines Haus am Waldrand, lebte minimalistisch, züchtete Hühner, pflanzte Gemüse und lebte mit dem, was da war. „Ich hab nie viel gebraucht“, sagt er. „Kein Auto, kein Fernseher, kein Handy. Nur meine Ruhe.“

So ungewöhnlich sein Lebensstil ist, so beeindruckend ist auch seine Selbstversorgung. Er lernte alles, was er brauchte – vom Brotbacken bis zum Dachdecken – aus Büchern und durch Beobachtung.

Gesellschaftlicher Außenseiter oder stiller Rebell?

Natürlich war Friedrichs Lebensstil nicht immer einfach. Er wurde oft belächelt oder kritisiert, manchmal auch gemieden. Doch in den letzten Jahren scheint sich das Blatt zu wenden. Junge Menschen aus der Stadt kommen, um ihn zu besuchen, ihm Fragen zu stellen, über Nachhaltigkeit und Konsumverzicht zu diskutieren. Für manche ist er heute eine Art alternativer Guru.

„Ich bin kein Vorbild“, sagt Friedrich bescheiden. „Ich hab einfach so gelebt, wie’s für mich richtig war.“

Was bleibt?

Heute, mit 75, lebt Friedrich immer noch allein in seinem kleinen Haus. Sein Alltag ist ruhig, geprägt von Natur, einfachen Tätigkeiten und gelegentlichen Besuchen. Gesundheitlich geht es ihm gut, geistig ist er wach und humorvoll.

Seine Geschichte wirft Fragen auf: Muss Arbeit wirklich das Zentrum unseres Lebens sein? Gibt es andere Wege, ein erfülltes Leben zu führen? Friedrich M. hat einen gewählt – fernab der Norm, aber voller Konsequenz.

Vielleicht ist genau das seine stille Botschaft: Es gibt viele Arten, ein gutes Leben zu leben.

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