Als die 44-jährige Miriam* sich in ihren 64-jährigen Chef verliebte, hätte sie nie gedacht, wie viel Gegenwind ihr aus dem eigenen Umfeld entgegenschlagen würde. Was für sie ein ehrliches Gefühl, ein langsames Herantasten und schließlich eine echte Verbindung war, wurde von vielen in ihrem Umfeld schnell verurteilt.

"Ich habe es niemandem erzählt, als es begann", sagt Miriam. "Ich wusste, was die Leute sagen würden: 'Du willst dich hochschlafen', 'Er nutzt seine Macht aus', oder einfach nur 'Das ist doch eklig'. Aber keiner von ihnen kennt unsere Geschichte."

Miriam arbeitet seit über zehn Jahren im selben Unternehmen. Ihr Chef, Thomas*, trat vor drei Jahren die Leitung an. Sie beschreibt ihn als ruhig, reflektiert, mit einem trockenen Humor – ein Mensch, der zuhört, wenn man spricht, und nicht einfach über andere hinweggeht. Die Annäherung geschah nicht über Nacht. Es waren Gespräche nach Meetings, gemeinsame Projekte, ein gemeinsames Verständnis – und irgendwann ein erstes Glas Wein nach Feierabend.

Doch als die Beziehung öffentlich wurde, begannen die Kommentare. Kolleginnen tuschelten. Alte Freundinnen zogen sich zurück. Ihre Familie stellte Fragen, die mehr mit Vorurteilen als mit echter Sorge zu tun hatten.

"Plötzlich war ich nicht mehr Miriam, sondern 'die, die was mit dem Chef hat'," erzählt sie. "Die Menschen reduzierten mich auf diese eine Entscheidung."

Auch Thomas spürt den Druck. "Ich frage mich manchmal, ob ich zu viel riskiere. Aber ich bin kein Machtmensch, der sich seine Assistentin ausgesucht hat. Ich habe mich einfach verliebt – und sie auch."

Trotz aller Kritik wollen die beiden zu ihrer Beziehung stehen. Sie trennen klar Berufliches von Privatem, haben sich Unterstützung von einer externen Beraterin geholt und setzen klare Grenzen im Arbeitsalltag.

Miriam sagt abschließend: "Liebe ist nicht immer bequem. Und sie passt nicht immer in das Bild, das andere davon haben. Aber sie ist echt. Und sie gehört uns."

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