Elke ist 55 Jahre alt. Seit zwei Jahren pflegt sie ihren schwerkranken Onkel Heinrich – Tag für Tag, oft bis an die eigenen Grenzen. Was viele nicht verstehen: Sie tut es nicht wegen eines möglichen Erbes. Sie weiß längst, dass sie nichts bekommen wird. Und doch bleibt sie.
„Manche Freunde fragen mich, warum ich mir das antue“, sagt sie ruhig. „Er hat schließlich drei Kinder, und ich stehe nicht mal im Testament. Aber es geht hier nicht ums Geld. Es geht um Menschlichkeit.“
Heinrich, 82, war früher ein lebensfroher, eigenwilliger Mann. Seit einem Schlaganfall ist er halbseitig gelähmt und auf Hilfe angewiesen. Seine Kinder wohnen weit weg, melden sich nur selten. Es war Elke, die ihn in den ersten Tagen im Krankenhaus besuchte, die Reha organisierte, und ihn schließlich zu sich holte, als klar wurde: Allein kann er nicht mehr leben.
Die beiden haben eine besondere Verbindung. Elke wuchs teilweise bei ihrem Onkel auf, nachdem ihre Eltern früh verstarben. „Er war wie ein Fels in meiner Kindheit“, erzählt sie. „Jetzt ist es an mir, für ihn da zu sein.“
Trotzdem bleibt ein bitterer Beigeschmack. „Natürlich ist es verletzend zu wissen, dass ich im Testament keine Rolle spiele – obwohl ich alles für ihn tue. Aber ich will nicht aus Berechnung helfen. Wenn ich anfange, in Zahlen zu denken, verliere ich mich selbst.“
Elke hat gelernt, sich selbst wichtig zu nehmen, ihre eigenen Grenzen zu achten. Sie bekommt keine finanzielle Unterstützung vom Staat, hat ihre Arbeitszeit reduziert und lebt bescheidener als früher. „Manchmal bin ich wütend, erschöpft, traurig. Aber ich bereue es nicht.“
Was sie sich wünscht? Anerkennung – nicht in Form von Geld, sondern als Wertschätzung. Ein kleines Danke. Ein ehrliches Wort. Und vielleicht eines Tages das Gefühl, dass sich Menschlichkeit auch dann lohnt, wenn niemand hinsieht.
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