In Deutschland gelten derzeit rund 3,5 Millionen Rentnerinnen und Rentner als armutsgefährdet. Das bedeutet: Fast jeder fünfte ältere Mensch muss mit so wenig Geld auskommen, dass das tägliche Leben zur ständigen Herausforderung wird. Viele von ihnen haben Jahrzehnte lang gearbeitet, Kinder großgezogen und zum Wohlstand des Landes beigetragen – und stehen nun dennoch vor Existenzängsten. Ihre Wut und Verzweiflung sind verständlich.
Doch wie lässt sich Altersarmut wirksam bekämpfen, ohne dabei die junge Generation finanziell zu überlasten? Eine gerechte Lösung ist möglich – wenn Politik, Gesellschaft und Wirtschaft an einem Strang ziehen.
Ursachen der Altersarmut
Die Gründe für Altersarmut sind vielfältig: niedrige Löhne, unterbrochene Erwerbsbiografien durch Kindererziehung oder Pflege, Teilzeitarbeit, befristete Jobs oder Langzeitarbeitslosigkeit führen oft dazu, dass die Rentenansprüche im Alter nicht ausreichen. Besonders betroffen sind Frauen, Alleinerziehende und Menschen mit Migrationshintergrund.
Gleichzeitig steht das Rentensystem unter Druck: Die Gesellschaft altert, die Zahl der Beitragszahler sinkt – und die Belastung für die junge Generation steigt.
Lösungsansätze: Sozial gerecht und zukunftsfähig
Um Altersarmut zu bekämpfen, ohne die Jungen zu überfordern, braucht es eine Mischung aus gezielter Unterstützung und strukturellen Reformen:
1. Stärkung der Grundrente
Die Grundrente, eingeführt im Jahr 2021, ist ein erster Schritt. Sie erkennt Lebensleistung an und soll Menschen mit vielen Beitragsjahren, aber niedrigem Einkommen, finanziell besserstellen. Eine gezielte Weiterentwicklung – z. B. durch weniger Bürokratie und eine automatische Auszahlung – könnte noch mehr Betroffenen helfen.
2. Faire Löhne und Rentenpunkte
Wer Vollzeit arbeitet, sollte im Alter auch davon leben können. Das bedeutet: bessere Bezahlung in sogenannten "systemrelevanten" Berufen und eine gerechtere Anerkennung von Sorgearbeit – etwa durch zusätzliche Rentenpunkte für Erziehungs- oder Pflegezeiten.
3. Flexible Erwerbsmodelle für Senioren
Viele ältere Menschen würden gerne länger arbeiten – aber nicht mehr im Vollzeitstress. Flexible Arbeitsmodelle mit sozialer Absicherung könnten helfen, Armut im Alter zu vermeiden und gleichzeitig Wissen und Erfahrung in der Arbeitswelt zu halten.
4. Rentenversicherung auf breitere Beine stellen
Langfristig könnte eine sogenannte Bürgerversicherung helfen, das Rentensystem stabiler zu machen. Dabei würden auch Beamte, Selbstständige und Freiberufler einzahlen. Das würde die Finanzbasis der Rentenversicherung verbreitern – und die Last gleichmäßiger verteilen.
5. Zielgerichtete Steuerfinanzierung
Statt die Rentenbeiträge weiter zu erhöhen, könnten gezielte Zuschüsse aus Steuermitteln helfen – etwa für besonders armutsgefährdete Gruppen. Wichtig ist, dass diese Hilfen direkt wirken, aber nicht zur Dauersubvention werden.
Generationengerechtigkeit als Schlüssel
Der Kampf gegen Altersarmut darf nicht zu einem Kampf zwischen den Generationen werden. Im Gegenteil: Eine Gesellschaft, die ihre älteren Mitglieder respektiert und absichert, schafft Vertrauen und Zusammenhalt. Und sie entlastet die Jüngeren – etwa, wenn Eltern oder Großeltern im Alter nicht auf familiäre Unterstützung angewiesen sind.
Das könnte Sie auch interessieren:
"Ich wohne mietfrei in den besten Gegenden Deutschlands: Ich konnte 23.500 Euro sparen"