Anna Manon Schimmel ist, was viele in ihrer Umgebung nur schwer nachvollziehen können: eine sogenannte „Wochenend-Mama“. Ihre zehnjährige Tochter lebt unter der Woche beim Vater – 100 Kilometer entfernt – und kommt nur jedes zweite Wochenende sowie in den Schulferien zu ihr. Ein Lebensmodell, das provoziert. Und das eine zentrale Frage aufwirft: Warum eigentlich?

„Ein Kind gehört doch zur Mutter.“ Diesen Satz hat Anna mehr als einmal gehört. Mal mitleidig, mal kritisch, manchmal sogar vorwurfsvoll. „Es klingt wie ein unausgesprochenes Gesetz“, sagt sie. Und doch entspricht ihre Lebensrealität nicht diesem vermeintlichen Ideal. Für viele ist das schwer zu verstehen. Für Anna ist es schwer zu erklären – denn ihre Geschichte ist nicht geradlinig, nicht geplant und schon gar nicht leichtgefallen.

Keine leichte Entscheidung

Als sich Anna und ihr damaliger Partner trennten, stand schnell die Frage im Raum: Bei wem soll die Tochter leben? Was auf den ersten Blick eine gleichberechtigte Entscheidung zwischen beiden Elternteilen sein sollte, war in der Realität alles andere als einfach. „Ich hatte gerade einen neuen Job angefangen, stand noch nicht richtig auf eigenen Beinen. Er dagegen hatte das stabilere Umfeld, das größere Zuhause und das eingespielte Netzwerk.“

So fiel die Entscheidung – vorerst – zugunsten des Vaters. „Es war ein Kompromiss. Einer, den ich mit Herzschmerz getroffen habe. Aber ich wollte, dass es meiner Tochter gut geht. Und das konnte ich ihr zu diesem Zeitpunkt nicht so bieten, wie ich es mir gewünscht hätte.“ Anna kämpfte lange mit dieser Entscheidung, mit Schuldgefühlen und Selbstzweifeln. Heute weiß sie: Es war kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Akt der Verantwortung.

Zwischen Sehnsucht und Selbstbehauptung

Die Wochenenden mit ihrer Tochter sind für Anna heilig. Sie plant sie mit Liebe, baut Rituale auf, schafft Raum für Nähe, Gespräche, Spaß – und manchmal auch Tränen. „Wir haben unsere eigene Welt. Vielleicht eine kleinere, seltenere – aber dafür eine sehr intensive.“

Was sie jedoch bis heute belastet, ist die ständige Notwendigkeit, sich erklären zu müssen. „Es reicht offenbar nicht, dass ich eine liebende Mutter bin. Ich muss beweisen, dass ich trotzdem eine gute Mutter bin.“ Dabei geht es nicht nur um die äußere Kritik, sondern auch um innere Kämpfe. Die Frage: Bin ich genug?

Ein neues Mutterbild

Mit ihrer Offenheit möchte Anna anderen Müttern – und auch Vätern – Mut machen. Mut, andere Wege zu gehen. Mut, sich nicht von gesellschaftlichen Erwartungen erdrücken zu lassen. Denn Familienleben sieht längst nicht mehr überall gleich aus. Und es gibt nicht die eine richtige Form der Elternschaft.

„Wir müssen endlich aufhören, Mütter nur über Präsenz zu definieren“, sagt Anna. „Nähe ist nicht nur eine Frage der Entfernung, sondern der Beziehung.“

Was sie sich wünscht? Mehr Verständnis. Weniger Schubladendenken. Und vor allem: die Freiheit, das Beste für das eigene Kind entscheiden zu dürfen – ohne sich ständig rechtfertigen zu müssen.

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