Die Mutter, selbst Anhängerin einer bindungsorientierten Erziehung, erklärt, dass es ihr nicht darum geht, tatsächlich auf ein „Ja“ ihres Babys zu warten – sondern darum, frühzeitig mit Kommunikation, Achtsamkeit und Körperautonomie zu beginnen. Für sie bedeutet „Fragen statt machen“ einen ersten Schritt zu mehr Respekt im Umgang mit Kindern.

„Natürlich kann mein Baby noch nicht sprechen“, sagt sie. „Aber es spürt, dass ich ihm zuhöre und dass sein Körper ihm gehört. Ich sage zum Beispiel: ‚Ich werde jetzt deine Windel wechseln, ist das in Ordnung für dich?‘ und beobachte seine Reaktion. Ein ruhiges Baby, das Augenkontakt hält oder entspannt wirkt, gibt mir ein Zeichen, dass es okay ist.“

Kritiker sehen unnötige Komplikation

Diese Haltung stößt nicht nur auf Zustimmung. In sozialen Netzwerken und Online-Foren äußern viele Nutzerinnen und Nutzer Unverständnis. „Ein Baby hat keine Vorstellung von Zustimmung“, schreibt ein Kommentator. Andere empfinden die Methode als übertrieben oder als Ausdruck einer „überpädagogisierten“ Erziehungskultur.

Auch einige Kinderärzte und Psychologen stehen der Idee skeptisch gegenüber. Zwar sei die Achtsamkeit gegenüber kindlichen Bedürfnissen grundsätzlich positiv, aber gerade bei so grundlegenden Dingen wie Hygiene müssten Eltern einfach handeln – notfalls auch ohne vorheriges Einverständnis.

Mehr als nur eine Frage

Doch für Befürworter dieser Haltung ist es nicht nur eine Frage, sondern eine Haltung: „Es geht nicht darum, dass das Baby die Entscheidung trifft – sondern darum, wie wir mit seinem Körper und seiner Persönlichkeit umgehen“, erklärt eine Pädagogin, die ähnliche Ansätze lehrt. „Wenn ein Kind von klein auf erfährt, dass seine Grenzen geachtet werden, stärkt das sein Selbstwertgefühl und seine Fähigkeit, später klare Grenzen zu setzen.“

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