Eine junge Mutter aus Deutschland hat nun den Mut gefunden, offen darüber zu sprechen, was viele Frauen im Stillen durchleiden: Dass sie nach der Geburt ihres Sohnes nicht die erwartete Liebe empfand – sondern Überforderung, Distanz und sogar Ablehnung.

„Ich schaute ihn an und fühlte… nichts“, beschreibt die 28-Jährige in einem anonym geführten Interview. „Ich wusste, ich sollte glücklich sein. Ich sollte ihn über alles lieben. Aber da war nur Leere. Und Schuld.“

Ein Tabuthema mit vielen Gesichtern

Was die junge Mutter erlebt hat, ist kein Einzelfall. Psycholog:innen sprechen in solchen Fällen oft von einer postpartalen Depression – einer ernstzunehmenden Erkrankung, die bis zu 15 % aller Mütter nach der Geburt betrifft. Doch auch ohne klinische Diagnose erleben viele Frauen ambivalente oder ablehnende Gefühle gegenüber ihrem Kind, besonders in den ersten Tagen oder Wochen.

„Ich hatte Angst, eine schlechte Mutter zu sein“, sagt sie. „Ich hatte ständig das Gefühl, nicht zu genügen. Alle redeten nur vom Mutterglück – ich fühlte mich wie eine Betrügerin.“

Der Weg zurück zur Bindung

Mit Unterstützung durch ihre Hebamme und eine Therapeutin begann die junge Mutter, ihre Gefühle einzuordnen. Sie lernte, dass Bindung nicht immer sofort entsteht – und dass es in Ordnung ist, Zeit zu brauchen. Heute, ein Jahr später, sagt sie: „Ich liebe meinen Sohn von ganzem Herzen. Aber unsere Beziehung brauchte Zeit, um zu wachsen – und das ist okay.“

Mit ihrer Geschichte will sie anderen Frauen Mut machen, offen mit ihren Gefühlen umzugehen – und sich Hilfe zu holen, wenn sie merken, dass sie überfordert sind.

Ein Appell gegen den Druck der perfekten Mutterschaft

Die Erzählung der jungen Mutter wirft ein Schlaglicht auf den gesellschaftlichen Druck, der auf Frauen lastet. Die Vorstellung der „instinktiven Mutterliebe“ ist tief verwurzelt – doch sie entspricht nicht immer der Realität. Offene Gespräche über psychische Gesundheit nach der Geburt sind wichtig, um Tabus zu brechen und Verständnis zu schaffen.

Denn Mutterschaft ist kein Einheitsmodell – und manchmal beginnt Liebe leise.

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