In einer Zeit steigender Lebensmittelpreise, wachsender Mieten und immer knapper werdender Haushaltsbudgets schafft es eine 30-jährige Frau aus Leipzig, das scheinbar Unmögliche: Sie ernährt ihre fünfköpfige Familie – sich selbst, ihren Mann und drei Kinder – mit nur 8 Euro am Tag. Das sind 1,60 Euro pro Person. Wie geht das?

Sparen bis auf den letzten Cent

„Ich habe keine Wahl“, sagt Anna M. (Name geändert), die als Reinigungskraft auf Teilzeit arbeitet. Ihr Mann ist derzeit arbeitssuchend, die Kinder sind zwischen zwei und acht Jahre alt. „Das Geld reicht hinten und vorne nicht, also habe ich gelernt, zu rechnen, zu planen – und Kompromisse zu machen.“ Sie führt akribisch Haushaltsbuch, schreibt jeden Abend auf, was sie ausgegeben hat, was übrig ist, was morgen noch reicht.

Ihr Einkauf beginnt früh am Morgen – bei Discountern, kurz vor Ladenschluss, oder gezielt mit Blick auf Angebote und abgelaufene Produkte mit Preisnachlass. „Ich suche nach allem, was kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum steht. Brot vom Vortag kostet oft nur noch 50 Cent. Gemüse gibt’s manchmal für ein paar Cent, wenn es Druckstellen hat.“

Nudeln, Reis, Dosen – satt, aber eintönig

Auf ihrem Speiseplan stehen überwiegend günstige Grundnahrungsmittel: Nudeln, Reis, Linsen, Haferflocken, passierte Tomaten, Dosenbohnen. Fleisch gibt es fast nie, Milchprodukte nur selten. Frisches Obst? „Nur, wenn’s reduziert ist. Oder im Sommer vom Baum, wenn jemand was abzugeben hat.“

Kochen bedeutet für Anna: Einfach, viel, sättigend. „Ich koche große Töpfe Suppe oder Eintopf, den wir zwei Tage essen. Frühstück gibt’s Haferflocken mit Wasser oder mit einem Schuss Milch, wenn’s drin ist. Süßigkeiten oder Snacks? Fast nie. Aber meine Kinder wissen, warum – und wir reden offen darüber.“

Verzicht als Alltag

Für viele wäre das eine Horrorvorstellung – für Anna ist es Alltag. Sie macht niemandem Vorwürfe, bittet selten um Hilfe. „Ich schäme mich nicht, aber ich will auch nicht bemitleidet werden. Ich wünsche mir nur, dass man mal sieht, wie viel Menschen leisten, die wenig haben.“

Die größte Herausforderung? „Nicht der Hunger. Sondern das Gefühl, den Kindern nicht mehr bieten zu können. Kein Eis im Sommer, kein spontanes Brötchen vom Bäcker. Man lebt mit ständigem Verzicht – und der Angst, dass mal was Unvorhergesehenes passiert.“

Ein System, das Lücken hat

Annas Geschichte steht exemplarisch für viele Familien in Deutschland, die trotz Arbeit am Existenzminimum leben. Während die Politik über Entlastungspakete, Bürgergeld und Kindergrundsicherung diskutiert, kämpfen Menschen wie Anna täglich ums Überleben – still, unbeachtet, mit erstaunlicher Disziplin und Kreativität.

„Ich will keine Heldin sein“, sagt sie. „Ich will einfach nur, dass meine Kinder satt werden. Jeden Tag. Mehr nicht.“

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