Inmitten eines schwächelnden Immobilienmarkts sorgt eine junge Familie aus Chemnitz für Aufsehen: Sie bietet ihr Einfamilienhaus für 660.000 Euro an – und bleibt hartnäckig bei diesem Preis. Interessenten gibt es viele, doch das Problem: Kaum jemand will mehr als die Hälfte zahlen. „Die glauben wohl, wir sind verzweifelt. Sind wir aber nicht“, sagt Vater Daniel (34), während seine Frau Julia (32) zustimmend nickt.

„Unser Haus ist es wert“

Das Haus – 180 Quadratmeter Wohnfläche, moderner Anbau, energieeffiziente Heizung, gepflegter Garten – liegt am Stadtrand in ruhiger Lage. 2020 hatte das Paar die Immobilie für 540.000 Euro gekauft und seitdem umfassend renoviert. „Wir haben alles reingesteckt – Zeit, Geld, Herzblut“, erklärt Julia. „Jetzt soll es heißen: 330.000 Euro – als ob wir auf Ramsch verkaufen!“

Doch genau solche Angebote bekommen sie regelmäßig. „Ein Interessent sagte wortwörtlich: ‚Ihr Haus ist schön, aber niemand zahlt heute noch solche Summen.‘ Das war fast beleidigend“, erzählt Daniel. Die Familie will sich vergrößern und ein neues Projekt starten – aber nicht um jeden Preis.

Der Markt: Käufer vorsichtig, Verkäufer stur

Nach dem Immobilienboom der letzten Jahre hat sich der Markt deutlich abgekühlt. Hohe Zinsen, gestiegene Baukosten und wirtschaftliche Unsicherheiten haben dazu geführt, dass viele Kaufinteressierte zögern oder drastisch niedrigere Preise bieten. Experten sprechen von einem „Käufermarkt“ – aber nicht jeder Verkäufer will das akzeptieren.

„Natürlich kann man gerade keine Fantasiepreise mehr verlangen“, sagt ein Immobilienmakler aus der Region. „Aber viele Verkäufer hängen emotional an ihrer Immobilie – und an alten Preisvorstellungen. Das führt oft zu Frust auf beiden Seiten.“

Kommt irgendwann das richtige Angebot?

Daniel und Julia bleiben gelassen – zumindest nach außen. „Wir verkaufen lieber gar nicht, als uns über den Tisch ziehen zu lassen“, sagt Daniel. Aktuell wohnen sie noch zufrieden im Haus. „Wir haben keinen Druck – das ist unser Vorteil. Wer unser Haus wirklich will, soll es auch wertschätzen.“

Trotzdem beobachten sie den Markt genau. Julia: „Vielleicht dauert es länger. Vielleicht müssen wir Kompromisse machen. Aber sicher nicht bei der Hälfte.“

Ein sturer Fall? Oder gesunder Selbstwert?

Was für manche nach Realitätsverweigerung klingt, ist für andere Ausdruck von Prinzipientreue. Zwischen Wunschpreis und Marktwert liegt oft ein großer Graben – und mittendrin Familien wie die Daniels, die nicht nur ein Haus verkaufen, sondern auch ein Stück Lebensgeschichte. Und die wollen sie eben nicht zum Schleuderpreis hergeben.

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