Von außen betrachtet ist Felix M. (30) ein ganz normaler Typ: gesund, ausgebildet, klug, lebt in einer mittelgroßen Stadt in Deutschland. Was ihn von vielen unterscheidet: Er will nicht arbeiten – zumindest nicht für das, was man ihm bietet.

„Für 1.800 Euro netto stehe ich morgens nicht auf“, sagt er nüchtern, ohne Wut, ohne Scham. Für viele klingt das wie Faulheit, für andere wie Arroganz. Für Felix ist es eine bewusste Entscheidung.

Ausbildung, Erfahrung – und Desillusion

Felix hat eine Ausbildung im IT-Bereich, drei Jahre Berufserfahrung und mehrere befristete Jobs hinter sich. „Ich hab alles gemacht: Ticketsysteme, Support, Schulungen. Immer wieder befristet, immer unterbezahlt.“ Irgendwann zog er die Reißleine.

Er kündigte seinen letzten Job und lehnte seither mehrere Angebote ab. „1.800 netto – davon soll ich Miete, Versicherung, Lebensmittel, Altersvorsorge und ein Leben bezahlen? Das ist keine Arbeit, das ist ein schlechter Witz.“

Zwischen Selbstachtung und Systemkritik

Felix lebt aktuell von Rücklagen, hilft gelegentlich freiberuflich bei IT-Projekten, verdient sich mit kleinen Aufträgen über Online-Plattformen etwas dazu. Luxus? Fehlanzeige. „Ich lebe sparsam. Aber lieber so, als meine Lebenszeit für einen Hungerlohn zu verkaufen.“

Was für manche wie Wohlstandsverwahrlosung klingt, ist für ihn eine Frage der Würde: „Ich bin kein fauler Mensch. Ich bin nur nicht bereit, mich unter Wert zu verkaufen.“

Der stille Aufstand der Qualifizierten

Felix ist kein Einzelfall. Immer mehr junge, gut ausgebildete Menschen entscheiden sich bewusst gegen klassische Arbeitsmodelle. Zu schlechte Bezahlung, zu wenig Anerkennung, zu hohe Belastung. Und: das Gefühl, ersetzbar zu sein.

„Ich will nicht mit 40 ausgebrannt sein, während der Chef das Doppelte verdient, weil ich seine Arbeit mache“, sagt Felix. Er träumt nicht von Reichtum – sondern von Fairness.

Gesellschaftlicher Druck? „Lass sie reden.“

Natürlich bekommt er Gegenwind: Familie, Freunde, Online-Kommentare. „Faul“, „Träumer“, „Schmarotzer“ – er hat alles gehört. Aber es prallt ab. „Das ist das alte Denken. Arbeiten um jeden Preis. Arbeiten, weil man muss. Ich will arbeiten, wenn es Sinn ergibt – und wenn der Preis stimmt.“

Und die Zukunft?

Felix hofft auf Wandel – oder eine Idee, die ihn tragen kann. „Vielleicht gründe ich was Eigenes. Vielleicht gehe ich ins Ausland. Oder ich warte, bis der Markt kapiert, was meine Zeit wert ist.“ Angst hat er keine. Nur den Willen, nicht zu kapitulieren.

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