Der achte Geburtstag ihres Sohnes stand bevor – und sie konnte ihm nichts schenken. Kein kleines Auto, kein Buch, kein Lego. Nichts. Nicht, weil sie es vergessen hätte. Sondern weil es finanziell einfach nicht ging. Für Sandra, 40, dreifache Mutter, ist dieser Moment einer der schmerzhaftesten in ihrem Leben gewesen.
Zwischen Supermarktpreisen und Schulanforderungen
Sandra lebt mit ihren drei Kindern in einer kleinen Wohnung am Stadtrand. Seit der Trennung vom Vater ihrer Kinder lebt sie vom Jobcenter, jobbt gelegentlich stundenweise, wenn es möglich ist. "Ich mache alles, was geht – aber es reicht einfach nicht", sagt sie leise. Besonders zum Monatsende bleibt kaum etwas übrig, wenn Miete, Strom, Lebensmittel und Schulsachen bezahlt sind. Ein Geburtstagsgeschenk für ihren Sohn? Dieses Jahr nicht.
Scham, die man nicht sieht
"Er hat nichts gesagt, aber ich habe es in seinen Augen gesehen", erzählt sie. Der Junge war still an seinem Geburtstag. „Mama, das ist nicht schlimm“, sagte er. Doch Sandra weiß, dass es schlimm ist. Nicht, weil ein Geschenk fehlt – sondern weil sich ein Kind ungeliebt fühlen kann, obwohl es über alles geliebt wird. Die Scham, ihrem Sohn diesen Wunsch nicht erfüllen zu können, brennt in ihr. Doch noch mehr brennt der Wunsch, etwas zu ändern.
Ein unsichtbares Problem in einem reichen Land
Sandras Geschichte ist keine Ausnahme. In Deutschland gelten laut aktuellen Zahlen über 20 % der Kinder als armutsgefährdet. Die betroffenen Eltern sind oft alleinerziehend, meist Frauen. Viele arbeiten – und dennoch reicht es nicht. Geburtstage, Weihnachten oder Klassenfahrten werden zur Zerreißprobe. Nicht für den Stolz, sondern fürs Herz.
Zwischen Hoffnung und Realität
„Ich will kein Mitleid“, sagt Sandra. „Ich will einfach, dass meine Kinder eine faire Chance haben. Dass ein Kind nicht spüren muss, wenn Geld fehlt.“ Ihre Stimme ist fest, trotz Müdigkeit. Sie engagiert sich in einer Selbsthilfegruppe für Alleinerziehende, hilft anderen, organisiert Kleidertauschaktionen und hofft auf bessere Zeiten. Doch die Angst bleibt: Was, wenn es auch nächstes Jahr kein Geschenk gibt?
Ein leiser Appell
Dieser eine Geburtstag ohne Geschenk zeigt mehr als nur einen finanziellen Engpass. Er zeigt, wie viele Familien in unserem Land durch das Raster fallen. Wie schnell Menschen, die alles geben, trotzdem mit leeren Händen dastehen. Und wie wenig es manchmal braucht – ein kleiner Gutschein, eine Spende, ein offenes Ohr –, um Kindern zu zeigen, dass sie nicht vergessen sind.
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