Anna arbeitet seit Jahren als Verkäuferin in einem Supermarkt. Der Job ist anstrengend und die Arbeitszeiten sind unregelmäßig, aber Anna ist dankbar, überhaupt eine Anstellung zu haben. Dennoch reicht ihr monatliches Gehalt von etwa 1.500 Euro netto kaum aus, um die grundlegenden Bedürfnisse ihrer Familie zu decken.
Sie lebt zusammen mit ihrem fünfjährigen Sohn in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung. Die Miete frisst bereits mehr als ein Drittel ihres Einkommens, dazu kommen die Nebenkosten, die in den letzten Jahren aufgrund der steigenden Energiepreise immer weiter gestiegen sind. „Am Monatsanfang bleibt nach Miete und Fixkosten oft nicht mehr viel übrig“, sagt Anna leise, während sie eine Tasse Tee trinkt, die sie mit dem letzten Rest ihrer Teebeutel zubereitet hat.
Versteckte Armut
Anna ist nicht allein. Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sind immer mehr Menschen in Deutschland trotz Arbeit von Armut bedroht. Besonders Alleinerziehende wie Anna gehören zu den am stärksten betroffenen Gruppen. Die steigenden Preise für Lebensmittel, Energie und andere Lebenshaltungskosten belasten die Haushalte zusätzlich.
Anna gibt zu, dass sie oft nicht weiß, wie sie den Rest des Monats über die Runden kommen soll. „Manchmal bleibt mir nichts anderes übrig, als das Essen bis zur letzten Sekunde hinauszuzögern“, erzählt sie. „Ich habe gelernt, mit wenig auszukommen, aber wenn mein Sohn hungrig ist, zerreißt es mir das Herz.“ Oftmals greift sie auf die Tafel zurück, eine Organisation, die Lebensmittelspenden verteilt. Doch auch hier sind die Kapazitäten begrenzt, und Anna weiß, dass sie nicht die Einzige ist, die auf diese Unterstützung angewiesen ist.
Die unsichtbaren Folgen
Die ständige Unsicherheit hinterlässt Spuren. Anna leidet unter chronischem Stress und Schlaflosigkeit. Sie macht sich Sorgen, ob sie ihrem Sohn ein gutes Leben bieten kann. „Ich möchte ihm so viel geben, aber es reicht oft nur für das Nötigste“, sagt sie. Die psychische Belastung ist enorm, und sie fühlt sich oft isoliert. Ihre sozialen Kontakte haben sich in den letzten Jahren reduziert, da sie sich kaum noch Freizeitaktivitäten leisten kann.
Die Notwendigkeit struktureller Veränderungen
Anna's Geschichte verdeutlicht die Notwendigkeit, die strukturellen Ursachen von Armut anzugehen. Es braucht nicht nur höhere Löhne, sondern auch bezahlbaren Wohnraum und eine bessere soziale Absicherung. „Es darf nicht sein, dass Menschen, die hart arbeiten, trotzdem nicht genug zum Leben haben“, fordert sie.
Die Politik steht vor der Herausforderung, die Kluft zwischen den Einkommen und den Lebenshaltungskosten zu schließen. Höhere Mindestlöhne, eine stärkere Besteuerung von Vermögen und gezielte Unterstützung für Alleinerziehende und Geringverdiener könnten Lösungen sein.
Ein Appell an die Gesellschaft
Anna hofft, dass ihre Geschichte nicht nur Mitleid, sondern auch Handlungsbereitschaft weckt. „Ich bin nicht faul. Ich arbeite hart, aber das System macht es mir schwer“, sagt sie mit Nachdruck. „Es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen und uns nicht in der Not allein lassen.“
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