Martin Beckmann war früher als Lagerarbeiter beschäftigt. Er verlor seinen Job vor drei Jahren, als das Unternehmen, bei dem er 20 Jahre gearbeitet hatte, seine Pforten schloss. Seitdem tingelt er von einem befristeten Arbeitsverhältnis zum nächsten. Anna Beckmann arbeitete bis zur Geburt ihrer Kinder als Verkäuferin, doch seither hat sie nur noch Gelegenheitsjobs gefunden. Der Familienalltag wird geprägt von der ständigen Unsicherheit, wie die nächste Miete bezahlt werden soll.
„Man denkt jeden Tag darüber nach, wie man das Geld zusammenbekommt“, sagt Martin. „Es ist ein ständiger Druck.“ Trotz seiner Bemühungen und Annas Arbeit als Teilzeitkraft in einem Supermarkt reicht das Einkommen kaum für die Lebenshaltungskosten. Die Wohnkosten steigen jedes Jahr, doch die Löhne stagnieren. „Die Miete verschlingt fast die Hälfte unseres Einkommens“, erklärt Anna. „Wir sparen, wo wir können, aber es reicht einfach nicht.“
Keine Hilfe in Sicht
Die Familie hat sich um eine Sozialwohnung beworben, doch die Wartelisten sind lang. „Wir stehen schon seit zwei Jahren auf der Liste“, sagt Martin. „Aber es tut sich nichts.“ Wohnungen im sozialen Wohnungsbau sind in Deutschland knapp. Besonders in Ballungsgebieten wie ihrem Wohnort gibt es weit mehr Anträge als verfügbare Wohnungen.
Doch selbst wenn sie eine Sozialwohnung bekommen würden, könnte das ihre Lage nur bedingt verbessern. Die Mieten im sozialen Wohnungsbau sind in den letzten Jahren ebenfalls angestiegen. „Eine Sozialwohnung ist auch nicht mehr das, was sie mal war“, sagt Anna. „Viele kosten inzwischen fast so viel wie normale Wohnungen.“
Die Familie versucht auch, staatliche Unterstützung zu erhalten, doch die Bürokratie stellt sich oft als Hürde heraus. Wohngeld und Hartz IV decken oft nicht die tatsächlichen Wohnkosten, und bürokratische Vorschriften sorgen dafür, dass viele Menschen, die eigentlich berechtigt wären, durchs Raster fallen.
Die psychische Belastung
Die finanzielle Notlage hinterlässt nicht nur körperliche, sondern auch seelische Spuren. Der ständige Druck, die Existenz zu sichern, wirkt sich auf das Familienleben aus. „Man schläft schlecht, weil man sich Sorgen macht“, gibt Anna zu. Die Kinder spüren die Anspannung ebenfalls, auch wenn Martin und Anna versuchen, ihnen die Situation nicht zu zeigen. „Max und Lisa fragen uns oft, warum wir uns nichts leisten können, wenn ihre Freunde in den Urlaub fahren oder neue Sachen bekommen“, sagt Martin. „Das tut weh.“
Die psychische Belastung ist enorm. Studien zeigen, dass Armut und finanzielle Unsicherheit oft mit psychischen Problemen wie Depressionen oder Angstzuständen einhergehen. Anna kämpft immer wieder mit Erschöpfung und Angstzuständen. „Man fühlt sich so hilflos“, sagt sie. „Wir arbeiten beide hart, aber es fühlt sich an, als ob es nie genug ist.“
Perspektivlosigkeit und der Wunsch nach einem Ausweg
Obwohl die Beckmanns jeden Cent umdrehen, scheint kein Ausweg in Sicht. „Manchmal fühlt es sich an, als wären wir in einem Hamsterrad“, sagt Martin. „Wir arbeiten, aber wir kommen nicht voran.“ Die steigenden Lebenshaltungskosten, die hohe Miete und die fehlenden sozialen Unterstützungsstrukturen zwingen die Familie in einen Teufelskreis.
Die Beckmanns stehen für eine zunehmende Anzahl von Menschen, die trotz Arbeit kaum über die Runden kommen. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum und die unzureichende Unterstützung durch den Staat treiben viele Familien an den Rand der Existenz. Für Martin und Anna bleibt die Hoffnung, dass sich ihre Lage irgendwann verbessert, doch die Realität lässt diese Hoffnung oft verblassen.
„Ich weiß nicht, wie lange wir das noch durchhalten“, sagt Anna zum Schluss. „Aber wir haben keine andere Wahl. Wir müssen weitermachen – für unsere Kinder.“
Die Geschichte der Beckmanns ist keine Seltenheit. Sie zeigt, wie tief die Wohnungsnot und die Armutsproblematik in Deutschland verwurzelt sind. Familien wie die Beckmanns stehen stellvertretend für viele, die kämpfen, arbeiten und dennoch nicht in der Lage sind, ein Leben ohne ständige finanzielle Angst zu führen.
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