„Mehr Freiheit durch Geld? Samira erzählt, wie das Grundeinkommen ihr Leben auf den Kopf stellte
Grundeinkommen im Test. Quelle: Youtube Screenshot
Ein Jahr lang 1.200 Euro monatlich – ohne Bedingungen. Das war die Realität für Samira Yılmaz, 34 Jahre alt, alleinerziehende Mutter und Teilnehmerin eines Pilotprojekts zum bedingungslosen Grundeinkommen (BGE). Ein Traum für viele, ein umstrittenes Experiment für andere. Doch kann ein solches Grundeinkommen unsere Gesellschaft tatsächlich grundlegend verändern?
Wir haben Samira getroffen, um mehr über ihre Erfahrungen zu erfahren – und sprechen auch mit dem Ökonomen Dr. Markus Breuer, der die Idee skeptisch betrachtet.
Samiras Geschichte: „Zum ersten Mal konnte ich wirklich durchatmen“
Samira war Teil eines einjährigen Modellprojekts in Deutschland, bei dem ausgewählte Teilnehmer monatlich 1.200 Euro erhielten – steuerfrei, bedingungslos.
„Ich konnte endlich aufhören, mir bei jeder Ausgabe Sorgen zu machen“, erzählt sie. „Es ging nicht darum, Luxus zu leben. Es ging um Sicherheit.“
Zuvor arbeitete Samira halbtags in einem Callcenter, den Rest der Zeit kümmerte sie sich um ihre siebenjährige Tochter. Ständige finanzielle Engpässe bestimmten ihren Alltag. Mit dem Grundeinkommen änderte sich einiges:
Mehr Zeit für Weiterbildung: Samira begann einen Online-Kurs in Webdesign.
Weniger Stress: „Meine Gesundheit hat sich verbessert. Ich schlafe besser, bin ausgeglichener.“
Mehr Engagement: Sie engagierte sich ehrenamtlich in einem Nachbarschaftsprojekt.
„Es hat mir nicht die Motivation genommen zu arbeiten – im Gegenteil. Ich hatte endlich die Kraft, an einer besseren Zukunft zu bauen.“
Der kritische Blick: „Eine schöne Idee, aber keine Lösung für alle Probleme“
Dr. Markus Breuer, Professor für Wirtschaftspolitik, sieht das bedingungslose Grundeinkommen differenzierter.
„Es gibt positive Einzelfälle – keine Frage. Aber man darf nicht von individuellen Erfolgen auf die gesamte Gesellschaft schließen.“
Für ihn ist das Hauptproblem die Finanzierung. Ein dauerhaftes Grundeinkommen für alle Bürger würde den Staatshaushalt extrem belasten. Außerdem warnt er vor möglichen Fehlanreizen:
„In manchen Fällen könnte ein BGE dazu führen, dass Menschen den Anschluss an den Arbeitsmarkt verlieren – nicht aus Faulheit, sondern aus einem Mangel an Struktur.“
Er plädiert stattdessen für zielgerichtete Unterstützung, wie etwa Kombilöhne oder eine Reform der Sozialleistungen.
Fazit: Mehr als nur Geld – eine Frage der gesellschaftlichen Vision
Das bedingungslose Grundeinkommen ist mehr als ein wirtschaftliches Konzept – es ist eine Vision von gesellschaftlicher Teilhabe, Vertrauen und Freiheit. Samira ist ein Beispiel dafür, wie befreiend finanzielle Sicherheit wirken kann. Doch wie Dr. Breuer betont: Es gibt noch viele offene Fragen.
Ob das BGE unsere Gesellschaft grundlegend verändert, hängt wohl davon ab, wie wir diese Transformation gestalten – und ob wir bereit sind, sie gemeinsam zu tragen.