Die Wohnungsnot in Deutschland spitzt sich weiter zu – nicht nur in Großstädten, sondern zunehmend auch in ländlichen Regionen. Während die Nachfrage nach Wohnraum steigt, steigen die Mieten gleich mit. In vielen Gegenden sind Wuchermieten längst Realität. Und obwohl es rechtliche Instrumente wie die Mietpreisbremse gibt, scheint sie vielerorts kaum Wirkung zu zeigen. Eine Undercover-Recherche zeigt: Manche Vermieter wissen ganz genau, wie sie die Gesetze umgehen – und schrecken dabei auch vor Tricks und Täuschung nicht zurück.

Der Wohnungsmarkt als Spielwiese für Profit

Eine Drei-Zimmer-Wohnung in Berlin, 72 Quadratmeter, Baujahr 1965. Die Kaltmiete: 1.450 Euro. Damit liegt sie rund 40 Prozent über dem, was laut Mietspiegel zulässig wäre. Unsere Undercover-Testperson – offiziell auf Wohnungssuche – spricht den Vermieter darauf an. Die Antwort: „Wir haben das neu gestrichen, das ist quasi wie Erstbezug.“ Tatsächlich: Ein frischer Anstrich. Aber rechtlich reicht das nicht aus, um eine derartige Mieterhöhung zu rechtfertigen.

Solche Aussagen hören wir bei mehreren Besichtigungen. Mal ist es der „neue Laminatboden“, mal die „hochwertige Einbauküche“, mal „der Balkon mit Südseite“, der angeblich eine deutlich höhere Miete rechtfertigt. Fast nie gibt es Belege, fast immer ist es reine Behauptung.

Die Mietpreisbremse: Ein zahnloser Tiger?

Seit 2015 gibt es sie – die Mietpreisbremse, die verhindern soll, dass Mieten bei Neuvermietung mehr als zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Doch die Realität zeigt: Viele Vermieter ignorieren diese Vorgabe – wissend, dass kaum ein Mieter klagt. Die Beweislast liegt bei den Mietern, und das Risiko für Vermieter ist gering. Nur wenige Städte und Gemeinden kontrollieren aktiv, ob die Bremse eingehalten wird.

Bei einer Wohnung in Frankfurt am Main fordert der Vermieter 1.650 Euro für eine 68-Quadratmeter-Wohnung. Auf Nachfrage teilt er mit, dass er „nur solvente Mieter“ suche – die sich über Preise „eh nicht beschweren“. Auf Nachfrage, ob die Miethöhe laut Mietpreisbremse zulässig sei, reagiert er ausweichend: „Wenn es Ihnen zu teuer ist, jemand anderes nimmt sie schon.“

Die Tricks der Branche

Unsere Recherchen zeigen ein ganzes Arsenal an Methoden, mit denen Vermieter die Mieten künstlich nach oben treiben – trotz gesetzlicher Vorgaben:

  • Scheinmodernisierungen: Kleinere Arbeiten wie neue Lichtschalter oder gestrichene Wände werden als „umfangreiche Sanierungen“ verkauft.

  • Vermietung möbliert: Durch Möblierung versuchen Vermieter, sich der Mietpreisbremse zu entziehen, da diese offiziell nur für unmöblierte Wohnungen gilt.

  • Umgehung durch „Staffelmieten“: Viele Mietverträge beinhalten automatische Erhöhungen, die langfristig deutlich über dem Mietspiegel liegen.

  • Verdeckte Nebenkosten: Teilweise werden intransparent hohe Nebenkostenpauschalen veranschlagt, um die Kaltmiete formal niedrig zu halten.

Die Leidtragenden: Wohnungssuchende und Familien

Für viele Menschen wird Wohnen zur existenziellen Belastung. Alleinerziehende, Rentner, Berufseinsteiger – sie alle kämpfen um bezahlbaren Wohnraum. Wer die hohen Mieten nicht zahlen kann, wird verdrängt – in schlechtere Lagen, kleinere Wohnungen oder gleich ganz aus dem Ort.

Eine junge Mutter aus München erzählt: „Ich habe über 60 Bewerbungen verschickt, und selbst für kleine Wohnungen mit 1.200 Euro Kaltmiete musste ich mich anstellen wie beim Ausverkauf. Wenn man dann einen Zuschlag bekommt, fragt man irgendwann nicht mehr nach der Legalität der Miete – man unterschreibt einfach.“

Was jetzt passieren muss

Mietrechtsexperten fordern seit Jahren schärfere Kontrollen und echte Sanktionen bei Verstößen gegen die Mietpreisbremse. Auch eine automatische Offenlegungspflicht für Vormieten könnte helfen, Transparenz zu schaffen. Aktuell liegt die Beweislast jedoch bei den Mietern – und das ist für viele eine Hürde, die sie im ohnehin stressigen Wohnungsmarkt nicht nehmen können.

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