Klaus ist 82 Jahre alt und lebt seit Jahrzehnten in seinem Mehrfamilienhaus im Herzen der Stadt. Normalerweise wäre sein Alltag ruhig und überschaubar – doch seit Wochen ist der Aufzug in seinem Gebäude außer Betrieb. Für Klaus bedeutet das jeden Tag eine neue Herausforderung: Vier Stockwerke Treppensteigen, oft mit Einkäufen, Medikamenten oder einfach nur auf dem Weg nach draußen.

„Ich habe mein Leben lang gearbeitet, mich um meine Familie gekümmert, und jetzt sitze ich gefühlt fest“, sagt Klaus. „Jeden Morgen, wenn ich die Treppen hinaufsteige, denke ich mir: Hoffentlich stürzt heute nichts, hoffentlich halte ich durch.“ Seine Knie schmerzen, seine Hände halten sich am Geländer fest, doch er gibt nicht auf. Für Klaus ist die tägliche Treppenwanderung mehr als körperliche Anstrengung – sie ist ein Symbol für die Belastungen, die ältere Menschen oft still ertragen müssen.

Besonders schwer fällt ihm der soziale Aspekt. Freunde und Nachbarn meiden häufig die Treppen, und viele Besuche fallen aus. Auch Arzttermine werden zur logistischen Herausforderung: Er muss viel früher los, zusätzliche Pausen einplanen und sich immer wieder überwinden, um die Stockwerke zu bewältigen. „Man fühlt sich oft vergessen“, gesteht er. „Als Senior soll man auf die eigenen vier Wände stolz sein, aber im Moment fühlt es sich an wie ein Gefängnis.“

Klaus’ Situation wirft ein größeres Problem auf: Barrierefreiheit und Rücksicht auf ältere Mieter werden in vielen Wohnhäusern nach wie vor vernachlässigt. Ein kaputter Aufzug kann für junge Menschen ein kleines Ärgernis sein, für Senioren wie Klaus aber das tägliche Leben drastisch erschweren.

Trotz der Belastung zeigt Klaus eine erstaunliche Resilienz. Er organisiert seine Einkäufe so, dass sie leichter zu transportieren sind, bittet manchmal Nachbarn um Hilfe und versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Dennoch bleibt die Hoffnung: „Ich wünsche mir nur, dass der Aufzug bald repariert wird, damit ich wieder frei leben kann, ohne jeden Tag Angst vor der nächsten Treppe zu haben.“

Für Klaus ist die Treppenbelastung nicht nur körperlich anstrengend – sie ist auch ein Mahnmal für die Gesellschaft, die oft vergisst, wie sehr ältere Menschen auf funktionierende Infrastruktur angewiesen sind. Sein Alltag zeigt, dass kleine technische Pannen für einige zum großen Problem werden können – und dass Rücksichtnahme in einem Mehrgenerationenhaus keine Luxusfrage, sondern Notwendigkeit ist.

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