Ich stehe jeden Morgen auf und gehe arbeiten. Nicht halbtags, nicht Minijob – Vollzeit.
Und trotzdem reicht es nicht. Nicht zum Leben, oft nicht einmal zum Überleben.
Genauso geht es Timo (29). Schichtarbeiter in einem Logistikzentrum. Vollzeit. 1.650 Euro netto.
Seine Miete? 1.150 Euro kalt – für ein winziges 1-Zimmer-Apartment.
Heizung und Strom: unberechenbar.
Er arbeitet jeden Tag, aber das Konto ist am 20. leer.
„Ich arbeite nur noch fürs Wohnen“, sagt er. „Ich bin wie ein Gast in meinem eigenen Leben.“
Oder Jana (42), Erzieherin – ein Beruf, den wir angeblich so dringend brauchen.
Sie liebt ihren Job, aber verdient so wenig, dass sie abends an der Tafel steht.
„Ich helfe Kindern beim Wachsen“, sagt sie, „und kann mir trotzdem den Ranzen für meinen Sohn kaum leisten.“
Und dann bin da ich selbst.
Ich arbeite hart, spare, rechne, verzichte. Und trotzdem:
— Der Kühlschrank wird leerer.
— Der Kontostand kleiner.
— Der Druck größer.
Ich frage mich: Wozu arbeiten wir?
Warum reicht ein Vollzeitjob nicht mehr für ein einfaches, normales Leben?
Warum drückt man uns ein schlechtes Gewissen auf, wenn wir müde sind, obwohl wir alles geben?
Wir leben in einem Land, in dem Menschen mit zwei Jobs Essen vom Discounter zählen, während andere allein vom Geldverdienen an Geld verdienen.
Das ist kein individueller Fehler.
Das ist ein struktureller Skandal.
Und es wird erst dann besser, wenn wir endlich laut werden und sagen:
Ein Vollzeitjob muss zum Leben reichen – Punkt.
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