Die älteste Tochter, acht Jahre alt, ist lebhaft, kreativ und voller Energie. Sie liebt es, Dinge zu erschaffen – doch die Unordnung, die sie hinterlässt, ist ein Albtraum. Bastelprojekte, Schulbücher, Kleidung und Spielzeug landen verstreut im ganzen Haus. Sie ist oft so vertieft in ihre Aktivitäten, dass sie vergisst, aufzuräumen. Ihre Mutter erinnert sie wieder und wieder, doch die Begeisterung für das nächste Projekt ist einfach größer als der Wunsch, Ordnung zu halten.

Ihre sechsjährige Schwester ist ebenfalls ein Energiebündel, aber auf eine andere Art. Sie liebt es, zu spielen – Puppen, Lego, Malen. Doch die Idee, nach dem Spielen aufzuräumen, ist für sie nicht nachvollziehbar. Für sie bedeutet Aufräumen das Ende des Spaßes, und das möchte sie um jeden Preis vermeiden. Der Boden ihres Zimmers ist oft übersät mit Spielsachen, während sie schon längst das nächste Abenteuer begonnen hat.

Die jüngste Tochter, vier Jahre alt, ist noch in einem Alter, in dem sie die Welt um sich herum entdeckt. Sie weiß nicht, wie man aufräumt, und nimmt sich kein Beispiel an ihren älteren Schwestern. Ihre Spielsachen sind überall, und oft genug schließt sie sich dem Chaos ihrer Schwestern einfach an. Was ihre Mutter als "Unordnung" empfindet, ist für sie die natürliche Umgebung, in der sie sich wohlfühlt.

Eine überforderte Mutter

Die Mutter der drei Mädchen ist liebevoll und geduldig – bis zu einem Punkt. Sie hat sich bemüht, ihren Kindern beizubringen, wie man Ordnung hält, doch die Realität sieht anders aus. Jeder Versuch, eine Routine zu etablieren, scheitert am Widerstand ihrer Töchter. Sie hat unzählige Strategien ausprobiert: Belohnungssysteme, klare Regeln, sogar das gemeinsame Aufräumen als Spiel zu gestalten. Doch nichts hat bisher gefruchtet.

„Es ist, als würde ich gegen eine Wand reden“, sagt die Mutter. „Ich weiß, dass sie es können, wenn sie wollen, aber sie wollen einfach nicht. Es fühlt sich an, als würde ich ständig aufräumen und nie fertig werden.“

Die ständige Unordnung im Haus führt bei der Mutter zu wachsender Frustration. Sie arbeitet zusätzlich von zu Hause aus und findet kaum noch Zeit für sich selbst. Oft erwischt sie sich dabei, wie sie mitten am Tag erschöpft auf dem Sofa sitzt, während ihre Töchter in einem Chaos aus Spielsachen, Kleidung und Bastelmaterialien toben.

Der unsichtbare Druck

Auch wenn es nach einem einfachen Problem klingt, das in vielen Familien vorkommt, lastet auf der Mutter ein unsichtbarer Druck. In der Gesellschaft wird oft von Müttern erwartet, dass sie in allen Bereichen des Familienlebens die Kontrolle behalten. Eine perfekte Mutter hat nicht nur brave Kinder, sondern auch ein sauberes, gut organisiertes Zuhause. Doch dieser Anspruch kann erdrückend sein, besonders wenn das tägliche Leben von kleinen Kindern bestimmt wird, die ihre eigene Ordnung haben – oder gar keine.

Die Mutter ist hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihren Töchtern ihre Freiheit zu lassen, und der Notwendigkeit, ihnen wichtige Lebenskompetenzen wie Ordnung und Verantwortung beizubringen. Doch wie bringt man einem vierjährigen Kind bei, seine Spielsachen nach dem Spielen wegzuräumen, wenn sogar die Achtjährige oft keine Lust dazu hat?

Ein langer Weg zur Lösung

Psychologen raten in solchen Situationen zu Geduld und Beständigkeit. Kinder in diesem Alter haben oft ein anderes Verständnis von Ordnung als Erwachsene. Was für die Mutter chaotisch wirkt, könnte für die Kinder eine kreative Umgebung sein, in der sie sich wohlfühlen. Dennoch ist es wichtig, ihnen nach und nach Strukturen zu vermitteln, die ihnen helfen, Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln.

Ein möglicher Ansatz wäre, die Kinder in den Prozess des Aufräumens zu integrieren, ohne Druck auszuüben. Statt die Verantwortung komplett auf die Mutter zu schieben, könnten spielerische Rituale eingeführt werden, bei denen das Aufräumen Teil des Spaßes wird. Kleine Belohnungen, Lob und klare, einfache Regeln können dabei helfen, den Kindern schrittweise zu zeigen, wie man gemeinsam für Ordnung sorgt.

Es ist ein langer Weg, aber die Mutter ist entschlossen, ihn zu gehen – auch wenn es Rückschläge gibt. "Ich weiß, dass es nicht über Nacht passieren wird", sagt sie, "aber ich will meinen Kindern beibringen, dass Ordnung auch Freiheit bedeutet. Wenn sie erst lernen, ihre Umgebung zu organisieren, werden sie sich später in ihrem Leben viel wohler fühlen."

Bis dahin bleibt das Chaos Teil ihres Alltags – und vielleicht auch ein kleiner Teil ihrer Familienidentität.

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