Hans Müller war über 45 Jahre lang in der Maschinenbauindustrie tätig. Als er in Rente ging, hatte er das Gefühl, endlich die Früchte seiner jahrelangen Arbeit genießen zu können. Seine Frau Maria hingegen hat nie in einem regulären Arbeitsverhältnis gestanden. Sie widmete sich der Haushaltsführung und der Erziehung der gemeinsamen Kinder. In den 60er und 70er Jahren war dies eine gängige Rollenverteilung, doch heute führt diese Entscheidung zu finanziellen Schwierigkeiten.

Da Maria nie in die Rentenkasse eingezahlt hat, fällt ihre eigene Rente sehr gering aus. Ihr Anspruch basiert lediglich auf den Rentenpunkten, die sie durch die Kindererziehung und die Pflege ihrer Eltern erworben hat. Dies reicht jedoch kaum aus, um ein eigenständiges Leben zu finanzieren.

Die Teilung der Rente

In Deutschland ist es nicht ungewöhnlich, dass Paare im Ruhestand ihre Renten miteinander teilen, um die Lebenshaltungskosten zu decken. Hans und Maria haben sich ebenfalls dazu entschlossen. Von Hans’ Rente, die sich auf etwa 1.800 Euro im Monat beläuft, erhält Maria die Hälfte – also rund 900 Euro. Das klingt zunächst fair, doch es bleibt die Frage, ob Hans damit die gerechte Anerkennung für seine Lebensleistung erhält.

„Natürlich teile ich gern mit Maria. Wir sind seit über 40 Jahren verheiratet, und sie war immer für die Familie da. Aber manchmal frage ich mich, ob das System wirklich gerecht ist“, sagt Hans nachdenklich.

Die Herausforderungen des Alters

Mit dem geteilten Einkommen kommen die beiden gerade so über die Runden. Die steigenden Lebenshaltungskosten und unerwartete Ausgaben, wie medizinische Behandlungen oder notwendige Renovierungen am Haus, bringen das Paar oft an seine finanziellen Grenzen. Auch die Tatsache, dass Hans' Rente allein auf seinen langjährigen Beiträgen zur Rentenkasse basiert, während Maria trotz ihrer wertvollen Arbeit im Haushalt nur einen Bruchteil beisteuern kann, stellt für ihn eine moralische Zwickmühle dar.

„Ich habe hart gearbeitet, aber ich habe auch immer gewusst, dass Maria im Hintergrund all das erledigt hat, was unser Leben reibungslos gemacht hat. Aber manchmal frage ich mich, ob das Rentensystem solche Familienmodelle ausreichend berücksichtigt“, meint Hans.

Ein Appell an die Politik

Der Fall von Hans und Maria ist kein Einzelfall. Viele ältere Paare in Deutschland stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Während das Rentensystem auf Beiträgen aus Erwerbsarbeit basiert, bleibt die unbezahlte Arbeit, die hauptsächlich Frauen über Jahrzehnte geleistet haben, oft unberücksichtigt.

Hans Müller hofft, dass in Zukunft mehr Anerkennung für die häusliche Arbeit in das Rentensystem einfließen wird. „Es geht nicht darum, dass ich meiner Frau etwas vorenthalten möchte. Es geht darum, dass wir beide gleichermaßen Anerkennung für unser Lebenswerk erhalten“, sagt er.

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