In einem modernen Bürogebäude, umgeben von Schreibtischen, Computern und Kaffeetassen, gibt es eine junge Frau, deren Aufgabe alles andere als gewöhnlich erscheint. Sie ist weder Vorgesetzte noch Teil des Personalmanagements – trotzdem fällt sie durch ihre besondere Rolle auf: Sie ist die unoffizielle Zeitwächterin des Büros.
Jeden Morgen, wenn die ersten Kollegen ihren Arbeitsplatz betreten, ist sie bereits zur Stelle. Mit einem geschulten Blick beobachtet sie jede Bewegung: Wer kommt zuerst? Wer ist noch nicht da? Wer hat die übliche Zeit für die Mittagspause überschritten? Es sind die Details, die sie auffangen und im Gedächtnis behalten kann, um später zu analysieren.
Ein unkonventioneller Job
Sarah, so nennen wir die junge Frau, hat keine explizite Anweisung, ihre Kollegen im Hinblick auf ihre Pünktlichkeit zu überwachen. Doch sie hat sich selbst zu dieser Rolle gemacht – ein stiller Wächter, der stets darauf achtet, dass alle im Büro ihre Stunden gewissenhaft einhalten. „Ich habe das Gefühl, dass Pünktlichkeit nicht nur eine Frage der Disziplin ist, sondern auch der Respekt gegenüber den anderen“, erklärt sie. „Es geht darum, wie wir uns gegenseitig die Zeit und den Raum des anderen wertschätzen.“
In einer Welt, in der immer mehr Flexibilität und Homeoffice gefordert werden, hat Sarah den festen Glauben, dass der physische Arbeitsplatz und die geregelte Arbeitszeit wichtige Bestandteile einer funktionierenden Unternehmenskultur sind. Ihre Kollegen haben ihre Eigenheiten: Der eine kommt immer kurz vor der vereinbarten Zeit, der andere wiederum immer zu spät. Sarah nimmt jede dieser Unregelmäßigkeiten zur Kenntnis – und sie tut dies mit einer erstaunlichen Präzision.
Der Blick hinter die Kulissen
Aber warum macht Sarah das? Sie ist keine Führungskraft, und sie wird auch nicht für ihre Überwachungsrolle bezahlt. Ihre Motivation ist eher persönlich. „Es ist irgendwie zu einer Gewohnheit geworden“, gesteht sie. Sie möchte das Büro zu einem Ort machen, an dem Disziplin und Respekt die Grundlage der Zusammenarbeit sind. Für sie geht es nicht darum, ihre Kollegen zu kontrollieren oder sich über sie zu stellen, sondern vielmehr darum, ein Bewusstsein für die Bedeutung der Zeit und der Teamarbeit zu schaffen.
Doch nicht jeder im Büro sieht ihre Bemühungen positiv. Einige Kollegen reagieren mit Unverständnis. „Es ist nicht ihre Aufgabe, uns zu überwachen. Wir sind doch alle Erwachsene und sollten wissen, wann wir kommen müssen“, sagt ein Mitarbeiter, der in der Vergangenheit mehrmals zu spät gekommen ist. Ein anderer Kollege fügt hinzu: „Ich finde es irgendwie seltsam, dass sie immer darauf achtet, wann wir da sind. Es ist, als ob sie nach Fehlern sucht.“
Für Sarah sind solche Aussagen jedoch kein Hindernis. Sie ist der festen Überzeugung, dass Pünktlichkeit eine der einfachsten, aber wirkungsvollsten Tugenden im Arbeitsumfeld ist. „Natürlich gibt es Tage, an denen jemand aus wichtigen Gründen später kommt, aber ich habe bemerkt, dass es häufig an der Gewohnheit liegt, dass Menschen einfach nicht mehr darüber nachdenken, wie ihr Verhalten das Team beeinflusst“, erklärt sie ruhig.
Eine subtile Veränderung
Im Laufe der Zeit hat sich Sarahs kleine Mission bemerkbar auf das Büroklima ausgewirkt. Es mag unscheinbar erscheinen, doch immer mehr Kollegen achten auf ihre eigene Pünktlichkeit. Manche haben begonnen, früher zu kommen, um sicherzustellen, dass sie keine Verzögerungen verursachen. Andere sprechen in den Pausen untereinander über die Bedeutung von Teamarbeit und gegenseitigem Respekt.
Sarah selbst bleibt bescheiden in ihrer Rolle. Sie weiß, dass ihre Arbeit nicht als offiziell anerkannt wird, und dennoch ist sie stolz darauf, dass ihre Bemühungen eine Veränderung bewirken. „Ich sehe mich nicht als diejenige, die andere überwacht, sondern eher als jemanden, der dazu beiträgt, ein positives Arbeitsumfeld zu fördern“, erklärt sie.
Das könnte Sie auch interessieren: