Nathalie (22) und Marcel (26) lebten gemeinsam von Hartz IV – und das, wie sie selbst sagten, sogar gerne. Für viele unverständlich, machten die beiden kein Geheimnis daraus, sich im staatlichen Sozialsystem eingerichtet zu haben. Ohne Job, aber mit viel Zeit für sich, führten sie ein Leben fernab gesellschaftlicher Erwartungen. Doch als ihre Beziehung zerbrach, geriet das fragile Gleichgewicht ihres Alltags ins Wanken – mit möglicherweise drastischen Konsequenzen für beide.

Abhängigkeit auf mehreren Ebenen

Während Nathalie die alleinige Bezieherin von Arbeitslosengeld II war, hatte Marcel offiziell keinerlei eigenes Einkommen. Die finanzielle Verantwortung lastete allein auf ihr. Nach der Trennung steht Marcel nun ohne rechtlichen Anspruch auf Unterstützung da – und fürchtet, auf der Straße zu landen. Die Suche nach einer eigenen Bleibe ohne festes Einkommen oder Leistungsanspruch gestaltet sich nahezu aussichtslos.

„Ich weiß nicht, wie es jetzt weitergehen soll“, sagt Marcel. Er habe gehofft, sich irgendwann gemeinsam mit Nathalie zu stabilisieren – doch diese Hoffnung ist nun dahin.

Nathalies rechtliche Probleme

Auch Nathalie steht vor einem unsicheren Weg. Die 22-Jährige wurde bereits wegen Internetbetrugs verurteilt. Im Zuge ihrer Bewährungsauflagen hätte sie regelmäßig Termine beim Bewährungshelfer wahrnehmen müssen – doch mehrere dieser Termine ließ sie verstreichen. Nun steht im Raum, ob ihr eine Bewährungswiderrufung droht. Die Konsequenz: eine mögliche mehrjährige Haftstrafe.

„Ich habe Angst, wieder alles zu verlieren“, sagt sie. Ihre Versäumnisse begründet sie mit psychischen Belastungen und ihrer unsteten Lebenssituation. Doch im Justizsystem zählen persönliche Erklärungen selten mehr als dokumentierte Fakten.

Ein Leben ohne Plan B

Der Fall von Nathalie und Marcel ist kein Einzelfall, aber er zeigt, wie schnell Menschen, die ohnehin am Rand der Gesellschaft leben, durch persönliche Krisen in existenzielle Notlagen geraten. Was für manche wie bewusste Arbeitsverweigerung aussieht, ist oft ein komplexes Zusammenspiel aus mangelnden Perspektiven, psychischen Problemen und systemischer Überforderung.

Für Nathalie könnte nun die Haft bevorstehen, für Marcel vielleicht das Leben auf der Straße. Beide sind noch jung, doch ohne Unterstützung von außen scheint der Weg zurück in ein geregeltes Leben kaum mehr denkbar.

Fazit

Das Schicksal von Nathalie und Marcel wirft Fragen auf – über unser Sozialsystem, über individuelle Verantwortung und über die Wirksamkeit von Hilfsangeboten. Denn wo Menschen in Armut nicht nur leben, sondern sich einrichten, endet oft nicht nur die Eigenverantwortung, sondern auch der soziale Aufstieg. Und wenn dann noch das Netz aus Partnerschaft, Unterstützung und Bewährung reißt, bleibt oft nur der Absturz.

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