Keine Personalie wurde im Vorfeld der Regierungsbildung so hitzig diskutiert wie die von SPD-Chefin Saskia Esken. Wird sie Ministerin? Spielt sie eine zentrale Rolle in der neuen Bundesregierung? Diese Fragen beschäftigten wochenlang Medien, Parteimitglieder und politische Beobachter. Nun steht fest: Saskia Esken wird kein Ministeramt übernehmen. Die Parteivorsitzende geht leer aus – ein deutliches Signal innerhalb der SPD und weit darüber hinaus.

Die Entscheidung überrascht viele. Als langjährige Co-Vorsitzende der SPD galt Esken in Teilen der Partei als Kandidatin für ein soziales Schlüsselressort – etwa das Bildungs- oder Familienministerium. Doch bei der finalen Besetzung der Kabinettsposten ging die 62-Jährige leer aus. Damit ist klar: Trotz ihrer zentralen Rolle im innerparteilichen Machtgefüge hat sie in der neuen Regierung keine operative Funktion.

Hinter den Kulissen wird über die Gründe spekuliert. Manche sehen in Eskens Verzicht – oder Ausschluss – eine strategische Entscheidung der Parteiführung, um das Kabinett breiter aufzustellen und Flügelkämpfe zu entschärfen. Andere vermuten, dass ihr Profil zu polarisierend war, um in der Regierung eine vermittelnde Rolle zu übernehmen. Auch die zuletzt eher schwache öffentliche Wahrnehmung Eskens könnte eine Rolle gespielt haben.

Für die SPD bedeutet Eskens Ausscheiden aus der engeren Machtzentrale einen tiefgreifenden Einschnitt. Als Verfechterin einer klar linken Linie hatte sie sich intern wie extern oft deutlich positioniert – manchmal auch zum Unmut der Koalitionspartner oder konservativer Parteikreise. Mit ihrer Nichtberücksichtigung dürften sich einige Kritiker bestätigt fühlen, die der SPD eine stärker pragmatische, weniger ideologisch gefärbte Regierungsarbeit nahelegen.

Esken selbst hat sich bislang nur knapp zur Entscheidung geäußert. In einem kurzen Statement erklärte sie, dass sie sich weiterhin voll und ganz auf ihre Rolle als Parteivorsitzende konzentrieren werde – und die Regierung "konstruktiv begleiten" wolle. Ob das reicht, um ihre Position in der Partei langfristig zu sichern, ist offen.

Klar ist: Saskia Esken bleibt politisch präsent, aber nicht in der ersten Reihe der Regierung. Ihr Rückzug vom Kabinettsposten ist mehr als nur eine Personalentscheidung – es ist ein Fingerzeig für den Kurs der neuen SPD-geführten Regierung.

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