Ohne Smartphone, kein Internet, keine ständige Verbindung zur digitalen Welt – was für viele wie ein Albtraum klingt, wurde für eine 12. Klasse aus Dresden zur Realität. Eine Woche lang lebten die Jugendlichen völlig offline. Kein Scrollen durch Instagram, keine Chats auf WhatsApp, kein YouTube – und auch kein Google zur schnellen Informationssuche. Stattdessen: Gespräche, Langeweile, echte Begegnungen.

Ein Selbstversuch mit Überraschungen

Leni, Mayu, Maxi und Emelie sind Teil der sogenannten Generation Z – Digital Natives, die mit Touchscreen und WLAN aufgewachsen sind. Durchschnittlich neun Stunden täglich verbringen Jugendliche ihrer Altersgruppe laut einer aktuellen Jugend-Digitalstudie an digitalen Geräten. Umso herausfordernder ist es für sie, diese digitalen Helfer plötzlich ganz wegzulassen.

„Die ersten zwei Tage waren schlimm“, sagt Leni. „Ich habe ständig in meine Tasche gegriffen – nur um zu merken, dass mein Handy gar nicht da ist.“ Andere berichten von einer fast körperlichen Unruhe, die sie in den ersten Tagen gespürt haben. Der Verzicht auf das Smartphone ist für sie ein echter Entzug – mit allen Nebenwirkungen.

Zeit – plötzlich im Überfluss

Doch schon nach wenigen Tagen verändert sich etwas. Die Jugendlichen beginnen, anders miteinander zu kommunizieren – ohne Emojis, aber mit echten Blicken. Sie spielen Karten, gehen spazieren, führen tiefgründige Gespräche. „Es war, als ob man sich das erste Mal seit langem wieder richtig begegnet“, sagt Maxi. Auch das eigene Selbstbild verändert sich: Niemand postet mehr Selfies oder vergleicht Likes. Stattdessen entsteht Raum für Selbstreflexion – ganz ohne Filter.

Digital Detox – ein wachsender Trend

Was die Dresdner Schüler erleben, nennt sich Digital Detox – ein bewusster Verzicht auf digitale Medien zur Erholung von Reizüberflutung und digitalem Dauerstress. Immer mehr Menschen – nicht nur Jugendliche – sehnen sich nach Offline-Zeiten. Und manche gehen noch weiter.

In einem Survival-Camp in Polen zum Beispiel lassen die Teilnehmer*innen nicht nur ihre Smartphones zurück, sondern auch viele andere Annehmlichkeiten des modernen Lebens. Kein Strom, kein fließendes Wasser, kein Supermarkt – stattdessen leben sie in einfachen Tipis, kochen über offenem Feuer und schlafen auf dem Boden. Ziel ist es, zur Ruhe zu kommen, den eigenen Rhythmus wiederzufinden und zu lernen, mit sich selbst und der Natur auszukommen.

Zurück in den Alltag – mit neuen Perspektiven

Zurück in Dresden reflektieren die Schüler ihre Woche ohne Smartphone. Viele geben zu, dass sie ihre Geräte nun bewusster nutzen wollen. „Ich habe gemerkt, wie sehr ich manchmal nur aus Langeweile am Handy hänge“, sagt Emelie. „Jetzt frage ich mich öfter: Muss ich das wirklich gerade tun – oder gibt es eine bessere Alternative?“

Das Experiment hat Spuren hinterlassen – und vielleicht einen Grundstein gelegt für einen kritischeren Umgang mit der digitalen Welt. Denn manchmal beginnt echte Verbindung genau da, wo das WLAN endet.

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