Für viele Eltern ist die Hochzeit eines Kindes ein Höhepunkt im Leben – ein Anlass voller Stolz, Freude und Emotionen. Umso schmerzhafter ist es, wenn man als Mutter oder Vater von genau diesem Ereignis ausgeschlossen wird. So erging es Renate M. (65), deren Sohn sie nicht zu seiner Hochzeit einlud – ein Schnitt, der tiefer geht als jeder Streit zuvor.
Ein plötzlicher Ausschluss
Renate hatte sich jahrelang auf diesen Moment gefreut. „Ich wusste, dass er irgendwann heiraten würde, und ich hatte mich immer gefragt, wie dieser Tag wohl aussehen wird – das Kleid der Braut, die Musik, der erste Tanz. Aber ich durfte es nie erleben“, erzählt sie mit brüchiger Stimme.
Die Einladung kam nie. Kein Anruf, keine Nachricht, nicht einmal eine Erklärung. Erst durch eine entfernte Verwandte erfuhr sie Wochen später, dass die Hochzeit bereits stattgefunden hatte. Für Renate ein emotionaler Schock. „Es fühlte sich an, als hätte er mich aus seinem Leben gelöscht.“
Was steckt hinter solchen Brüchen?
Familienexperten kennen solche Fälle – und sie sind keine Seltenheit. Der Kontaktabbruch zwischen Eltern und erwachsenen Kindern kann viele Ursachen haben: ungelöste Konflikte aus der Kindheit, unterschiedliche Lebensentwürfe, neue Partner oder das Gefühl, nicht verstanden oder akzeptiert zu werden.
„Die Hochzeit ist oft ein Symbol für einen neuen Lebensabschnitt. Manche nutzen sie leider auch als endgültigen Bruch mit der Vergangenheit“, erklärt Familienpsychologin Dr. Petra Seidel. „Wer dann ausgeladen oder ignoriert wird, erlebt nicht nur Enttäuschung – es kann regelrecht traumatisch sein.“
Der Umgang mit dem Schmerz
Für viele Betroffene beginnt danach ein langer Prozess der Verarbeitung. Renate versuchte zunächst, Kontakt aufzunehmen – schrieb Briefe, rief an. Alles blieb unbeantwortet. „Ich habe mich gefragt, was ich falsch gemacht habe. Aber ohne Antwort bleibt nur das Grübeln“, sagt sie.
Psychologen raten in solchen Fällen, sich Hilfe zu suchen – Gespräche mit Therapeuten, Selbsthilfegruppen oder auch einfach vertraute Freunde können helfen, den Schmerz nicht in Bitterkeit umschlagen zu lassen. Wichtig sei auch, den eigenen Wert nicht vom Verhalten anderer abhängig zu machen.
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