Anna S. ist 40 Jahre alt und steht vor einer Herausforderung, die in Deutschland immer mehr Menschen betrifft: Sie hat nicht genug Geld, um ihre Miete zu bezahlen. Anna lebt in einer Großstadt, in der die Mieten in den letzten Jahren stark gestiegen sind. Trotz eines Vollzeitjobs bleibt ihr am Ende des Monats kaum etwas übrig. Ihre Situation ist ein Beispiel für die zunehmende soziale Ungleichheit und die Wohnkrise, die viele Menschen in Deutschland betrifft.

Der Alltag einer Betroffenen

Anna arbeitet seit Jahren als Erzieherin in einer Kindertagesstätte. Sie liebt ihre Arbeit und empfindet sie als sinnstiftend. Doch ihr Gehalt liegt bei rund 2.200 Euro netto. Die Miete für ihre 2-Zimmer-Wohnung beträgt mittlerweile 1.200 Euro. Hinzu kommen Nebenkosten, Strom, Versicherungen und die allgemeinen Lebenshaltungskosten wie Lebensmittel und Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr. Am Ende des Monats bleiben ihr oft weniger als 100 Euro für unerwartete Ausgaben oder Freizeitaktivitäten.

"Ich habe keinen Luxus. Ich gehe selten essen, kaufe kaum neue Kleidung und leiste mir keine Reisen. Trotzdem komme ich kaum über die Runden", erklärt Anna.

Die wachsende Belastung durch steigende Mieten

Annas Situation hat sich in den letzten Jahren drastisch verschlechtert. Vor fünf Jahren zahlte sie für ihre Wohnung noch 850 Euro, doch die regelmäßigen Mieterhöhungen haben sie in eine finanzielle Schieflage gebracht. Umzug? Keine Option. Günstigere Wohnungen sind in ihrer Stadt rar, und selbst bei einer kleineren Wohnung wäre die Miete kaum geringer. Zudem hat Anna Angst, in einen anderen Stadtteil zu ziehen, weil sie auf ihre soziale Infrastruktur angewiesen ist. Ihr Arbeitsplatz, der Supermarkt und ihre Freunde befinden sich in ihrer aktuellen Umgebung.

"Ich habe das Gefühl, als würde ich langsam ertrinken", sagt sie. "Jedes Jahr wird es schwieriger, die steigenden Kosten zu stemmen."

Kein Anspruch auf staatliche Hilfe?

Anna hat versucht, Wohngeld zu beantragen, doch ihr Einkommen liegt knapp über der Grenze, die sie dazu berechtigen würde. "Das ist doch absurd", sagt sie. "Man arbeitet Vollzeit, zahlt Steuern, und trotzdem bleibt man am Ende mit nichts in der Tasche."

Auch der Versuch, einen Nebenjob zu finden, scheiterte. Durch die Schichtdienste in der Kita bleibt ihr kaum Zeit, um einen Zweitjob auszuüben. Außerdem müsste sie die Zusatzeinnahmen versteuern, wodurch der finanzielle Gewinn minimal wäre.

Die psychische Belastung

Die ständige Angst, die Miete nicht zahlen zu können, setzt Anna stark unter Druck. "Ich schlafe schlecht, bin oft nervös und habe das Gefühl, dass alles über mir zusammenbricht", gesteht sie. Sie gehört zu einer wachsenden Gruppe von Menschen, die zwar arbeiten, aber dennoch finanziell kaum über die Runden kommen – die sogenannte "working poor".

Was muss sich ändern?

Die Wohnsituation in Deutschland wird für viele Menschen immer prekärer. Experten fordern unter anderem den Bau von mehr sozialem Wohnraum, strengere Regeln für Mietpreiserhöhungen und eine Erhöhung des Mindestlohns. Doch Veränderungen kommen oft nur langsam, während Menschen wie Anna jeden Tag mit der harten Realität zu kämpfen haben.

"Ich wünsche mir, dass Politik und Gesellschaft uns mehr unterstützen", sagt Anna. "Wir arbeiten hart, aber wir können nicht einmal ein Leben ohne ständige Sorgen führen. Das ist nicht gerecht."

Annas Geschichte steht stellvertretend für viele Menschen in Deutschland, die unter den steigenden Lebenshaltungskosten leiden. Es bleibt zu hoffen, dass ihre Stimme gehört wird – und dass sie nicht allein gelassen wird.

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