Mit gerade einmal 21 Jahren kandidiert Hannes für die SPD bei der Kommunalwahl in Halle (Saale). Sein Ziel: Ein Sitz im Stadtrat, um die Interessen junger Menschen stärker in die lokale Politik einzubringen. Doch sein Weg dorthin ist alles andere als leicht. Auf TikTok und Instagram, wo er seine politischen Ansichten teilt, erfährt er immer wieder Anfeindungen und Diskriminierung – vor allem aufgrund seines Alters. Viele werfen ihm mangelnde Erfahrung vor, manche belächeln sein Engagement. Doch Hannes lässt sich davon nicht beirren.

Warum kandidiert Hannes?

Hannes hat früh gelernt, dass Politik nicht nur etwas für ältere Generationen ist. "Wir jungen Menschen sind die Zukunft, aber wir haben zu wenig Mitspracherecht", sagt er. In Halle fehle es an jugendgerechten Angeboten, an Beteiligungsformaten und an ernsthaften Dialogen zwischen jungen Menschen und der Politik. Er will das ändern – und setzt dabei gezielt auf soziale Medien, um mit Gleichaltrigen ins Gespräch zu kommen.

Jugend und Politik – eine schwierige Beziehung

Hannes’ Erfahrung ist kein Einzelfall. Eine aktuelle Befragung von MDRfragt zeigt: Viele junge Menschen fühlen sich von der Politik nicht abgeholt. Sie empfinden politische Prozesse als zu kompliziert und weit entfernt von ihrer Lebensrealität. Besonders Kommunalpolitik bleibt für viele abstrakt – obwohl gerade hier Entscheidungen getroffen werden, die den Alltag direkt beeinflussen.

Doch warum ist das so? Experten sehen mehrere Ursachen: Zum einen gibt es zu wenige niedrigschwellige Angebote, um Jugendliche an politische Prozesse heranzuführen. Zum anderen fehlen oft direkte Ansprechpartner, die Politik greifbarer machen. Hannes ist sich sicher: "Wenn wir mehr junge Menschen in Verantwortung bringen, wird sich auch der Umgang mit politischen Themen verändern."

Wie kann die Politik junge Menschen besser erreichen?

Die Antwort liegt in neuen Kommunikationswegen und echten Beteiligungsmöglichkeiten. Plattformen wie TikTok oder Instagram sind für viele Jugendliche die wichtigste Informationsquelle – doch klassische Parteien nutzen sie oft nicht effektiv. Hannes hingegen setzt genau dort an: Mit kurzen, verständlichen Videos erklärt er politische Prozesse und zeigt, warum Mitbestimmung wichtig ist. "Wir brauchen nicht nur junge Kandidaten, sondern auch neue Formen der politischen Ansprache", sagt er.

Ein weiteres Problem ist die politische Kultur. Junge Politikerinnen und Politiker werden oft nicht ernst genommen – eine Erfahrung, die auch Hannes gemacht hat. "Manche denken, Politik sei nur was für ältere Semester. Dabei geht es um unsere Zukunft!" Eine Veränderung kann nur gelingen, wenn Politik junge Stimmen nicht nur duldet, sondern aktiv fördert.

Fazit: Mehr Mut zur Jugendbeteiligung

Hannes kämpft nicht nur für einen Platz im Stadtrat, sondern für eine neue politische Kultur, in der junge Menschen selbstverständlich mitgestalten. Seine Kandidatur zeigt: Engagement kennt kein Mindestalter. Doch damit mehr junge Menschen den Weg in die Politik finden, braucht es Veränderungen – in der politischen Ansprache, in den Beteiligungsformaten und im gesellschaftlichen Umgang mit jungen Stimmen.

Ob Hannes es in den Stadtrat schafft, entscheidet die Wahl. Doch eines steht fest: Sein Einsatz für mehr Jugendbeteiligung ist jetzt schon ein wichtiges Zeichen.

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