Die 27-jährige Lisa S. aus Hamburg steht vor einer Situation, die sie sich nie hätte vorstellen können. Ihr 1,5 Jahre alter Sohn Ben leidet unter starken Wutanfällen, die es unmöglich machen, ihn in eine Kindertagesstätte zu geben. Ohne eine Betreuung für ihren Sohn kann Lisa nicht arbeiten – und gerät zunehmend in finanzielle Not.
Ein Teufelskreis aus Emotionen und Abhängigkeit
Ben ist ein aufgewecktes Kind, aber seine plötzlichen und heftigen Wutanfälle machen den Alltag zur Herausforderung. „Es beginnt oft aus heiterem Himmel. Er wirft sich auf den Boden, schreit, schlägt um sich – manchmal minutenlang. Wenn etwas nicht nach seinem Willen geht, steigert er sich völlig hinein“, erzählt Lisa erschöpft. Ihr Versuch, ihn in einer Kindertagesstätte unterzubringen, scheiterte schnell: Bereits nach wenigen Tagen war klar, dass Ben mit der neuen Umgebung überfordert war. Die Erzieherinnen konnten ihn kaum beruhigen, andere Kinder wurden durch sein Verhalten verängstigt. Schließlich wurde Lisa gebeten, Ben vorerst nicht mehr zu bringen.
Doch was nun? Ohne eine Betreuungsmöglichkeit kann Lisa nicht in ihren Job als Verkäuferin zurückkehren. Ihr Erspartes ist längst aufgebraucht, und mit dem geringen Elterngeld kommt sie kaum über die Runden. „Ich habe das Gefühl, in einer Sackgasse zu stecken. Ich liebe meinen Sohn, aber ich weiß nicht, wie es weitergehen soll“, sagt sie verzweifelt.
Hilfe ist schwer zu finden
Lisa hat bereits verschiedene Ärzte und Erziehungsberatungsstellen aufgesucht. Doch die Meinungen gehen auseinander: Manche Experten raten zur Geduld, andere empfehlen eine therapeutische Unterstützung. „Ich würde sofort eine Therapie oder eine spezielle Betreuung für ihn in Anspruch nehmen, aber die Wartezeiten sind enorm“, erklärt sie. „Mir wurde gesagt, dass es Monate dauern kann, bis wir einen Platz bei einem Kinderpsychologen bekommen.“
Währenddessen verschlechtert sich ihre finanzielle Situation zusehends. Die Fixkosten für Miete, Strom und Lebensmittel lassen sich kaum noch decken. Unterstützung vom Jobcenter ist kompliziert, da sie theoretisch wieder arbeiten könnte – wenn es eine Betreuung für Ben gäbe. Ein klassischer Teufelskreis.
Gesellschaftlicher Druck und die fehlende Unterstützung
Neben den finanziellen Sorgen fühlt sich Lisa zunehmend allein gelassen. „Viele verstehen nicht, wie belastend es ist, ein Kind mit so heftigen Gefühlsausbrüchen zu haben. Ich werde oft schief angeschaut, wenn er in der Öffentlichkeit einen Wutanfall bekommt. Einige sagen mir, ich solle ihn einfach härter erziehen. Doch es ist nicht so einfach.“
Lisa wünscht sich mehr Unterstützung für Eltern in ähnlichen Situationen: „Es sollte Notfallbetreuungsplätze für Kinder mit besonderen Bedürfnissen geben. Und vor allem mehr psychologische Hilfe – ohne monatelange Wartezeiten.“
Ein Hoffnungsschimmer?
Trotz der schwierigen Lage gibt Lisa nicht auf. Sie sucht weiterhin nach Alternativen – von Tagesmüttern über Selbsthilfegruppen bis hin zu Online-Angeboten für Eltern in ähnlichen Situationen. „Ich hoffe, dass sich bald eine Lösung findet. Ich möchte arbeiten, unabhängig sein und meinem Sohn die bestmögliche Unterstützung bieten.“
Bis dahin bleibt sie in einem Alltag gefangen, der von Wutanfällen, Erschöpfung und der ständigen Sorge um die Zukunft geprägt ist.
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