Die 50-jährige Claudia sitzt an ihrem Küchentisch, die Stirn in Falten gelegt. Ihre achtjährige Tochter Emma verbringt Stunden damit, Spielzeugautos über den Boden rasen zu lassen, anstatt sich mit Puppen zu beschäftigen. „Ich verstehe das einfach nicht“, sagt Claudia und seufzt tief. „Als ich ein Kind war, habe ich meine Puppen geliebt. Warum interessiert sich Emma nicht dafür?“
Claudias Bedenken erscheinen auf den ersten Blick vielleicht übertrieben, doch für sie ist es ein echtes Problem. Sie fragt sich, ob ihre Tochter in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sein könnte. „Ich will einfach nur, dass sie eine normale Kindheit hat“, erklärt sie.
Interessanterweise ist das Chaos in ihrem Haus, das sich über Jahre angesammelt hat, für sie kein größeres Problem als Emmas ungewöhnliche Spielgewohnheiten. Die Regale sind vollgestopft mit ungenutzten Gegenständen, Staub sammelt sich in den Ecken, und die Wäscheberge wachsen stetig. Doch für Claudia bleibt die Sorge um das Spielzeug ihrer Tochter vorrangig. „Das Chaos kann warten, aber meine Tochter braucht vielleicht Hilfe“, murmelt sie.
Doch Experten geben Entwarnung: „Es gibt keinerlei Grund zur Besorgnis, wenn ein Mädchen lieber mit Autos als mit Puppen spielt“, sagt die Kinderpsychologin Dr. Melanie Kurz. „Kinder entdecken ihre Interessen auf individuelle Weise. Das sagt nichts über ihre spätere Entwicklung aus.“
Trotzdem bleibt Claudia skeptisch. Sie erinnert sich an ihre eigene Kindheit, an gesellschaftliche Erwartungen und daran, was als „typisch mädchenhaft“ galt. Doch vielleicht ist es an der Zeit, umzudenken. „Wenn ich ehrlich bin, ist Emma glücklich, wenn sie mit ihren Autos spielt“, gibt sie schließlich zu. „Vielleicht sollte ich mir weniger Sorgen machen.“
Während Emma mit einem roten Spielzeugflitzer durch die Küche saust, wirft Claudia einen Blick auf das Chaos in ihrem Zuhause. „Vielleicht sollte ich mir erst mal über den Hausputz Gedanken machen“, sagt sie lachend. Und damit beginnt sie, die ersten Bücher und Spielsachen aufzuheben.
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