Von außen betrachtet führt Marianne Keller ein erfülltes Leben: Sie ist 77 Jahre alt, lebt in einem gemütlichen Haus am Stadtrand, reist gerne und verbringt ihre Zeit mit Hobbys, die sie liebt. Doch eine Frage begegnet ihr immer wieder – mal direkt, mal subtil verpackt: „Haben Sie nie Kinder gewollt?“

Die Antwort ist stets dieselbe: „Nein, ich wollte nie Kinder. Und ich bereue es nicht.“

Doch nicht alle glauben ihr. „Viele Menschen denken, ich lüge mir selbst etwas vor“, sagt sie und zuckt mit den Schultern. „Als könne eine Frau ohne Kinder nicht wirklich glücklich sein.“

Eine bewusste Entscheidung

Marianne traf ihre Entscheidung früh. Schon als junge Frau spürte sie, dass das klassische Familienmodell nicht zu ihr passte. „Ich mochte Kinder, aber ich hatte nie das Bedürfnis, eigene zu haben. Ich sah, wie viele Frauen sich aufopferten, und das wollte ich nicht.“

In den 1970er-Jahren war das eine provokante Haltung. Heiraten, Kinder bekommen, ein Leben als Mutter führen – das war der gesellschaftliche Standard. „Ich habe viele Gespräche geführt, viele Diskussionen. Die meisten konnten es nicht verstehen.“

Die ständigen Zweifel von außen

Auch heute noch stößt sie auf Skepsis. „Leute sagen mir: ‚Warte nur, bis du alt bist. Dann wirst du es bereuen.‘ Aber ich bin alt – und ich bereue nichts.“

Einige glauben, sie müsse einsam sein. „Aber ich habe enge Freunde, Nichten, Neffen und Menschen, die mir wichtig sind. Einsamkeit kommt nicht von fehlenden Kindern, sondern von fehlenden Beziehungen.“

Andere vermuten, sie hätte ihre wahren Gefühle nur verdrängt. „Es gibt diesen Mythos, dass alle Frauen Mütter sein wollen – und wer es nicht ist, muss unglücklich sein. Das ist Unsinn.“

Glücklich mit ihrer Wahl

Für Marianne war ihr Weg der richtige. Sie konnte reisen, sich beruflich entfalten, ihre eigenen Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen. „Ich habe ein freies, selbstbestimmtes Leben geführt. Ich habe nichts verpasst – sondern gewonnen.“

Dass manche Menschen das nicht verstehen wollen, stört sie nicht mehr. „Es ist ihr Problem, nicht meins.“

Und falls doch einmal der Gedanke aufkommt, ob sie etwas versäumt hat? „Dann denke ich daran, was ich alles erlebt habe – und bin einfach nur dankbar.“

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